Ich mag's lieber pur

In Österreich bietet ein Weingut ein interessantes Weinset an. Es enthält drei kleine Fläschchen mit Wein von drei verschiedenen Rebsorten, einen Messbecher, vier Gläser und eine Schürze.

Damit kann der Kunde seine eigene Cuvée zusammenmixen. Ganz wie es ihm gefällt. Etwas von dem, ein bisschen von jenem und schließlich mit dem dritten die Karaffe auffüllen - und schon darf man sich als "Winemaker" fühlen. Falls Sie verschiedene Sorten im Keller haben, können Sie es ja mal gleich ausprobieren: Man nehme je ein Glas Riesling, weißen Burgunder und Kerner, schütte alles zusammen, und schon hat man einen selbst erschaffenen "Ribukern".

Eine seltsame Vorstellung. Wobei der Verschnitt mehrerer Rebsorten zu einer Cuvée in der Weinwelt durchaus üblich ist. Die großen Weinfabriken, viele von ihnen sind an der Mosel ansässig, müssen viele Weine zu einer Cuvée verschneiden, um große Mengen einer Sorte mit möglichst gleicher Qualität und gleichem Geschmack anbieten zu können. Ein Industrieprodukt eben.

In den südlichen europäischen Weinländern - in Frankreich, Italien und Spanien - praktizieren aber auch Top-Weingüter das Mischen verschiedener Sorten zu einer Cuvée. Manche Cuvées gelten gar als Meisterwerk der Winzerkunst. Beispielsweise darf der berühmte Châteauneuf-du-Pape aus bis zu 13 Sorten bereitet werden. Gegen diese traditionelle Weinherstellung ist nichts einzuwenden.

Aber: Einen feinen Moselriesling mit einer anderen Rebsorte verschneiden - davon halte ich nicht viel. Ich mag ihn lieber pur. ek

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