"Ich wäre fähig und geeignet"

TRIER. Ulrich Holkenbrink tritt als Kandidat der CDU zur Wahl des Oberbürgermeisters an – damit hat die Trierer Polit-Szene offenbar gerechnet. Zumindest wundert sich niemand. Der Verzicht von Georg Bernarding hingegen provoziert Verblüffung. Beide Kandidaten bleiben auch am Tag eins des Wahlkampfs bei ihrem gemeinsamen Kurs.

"Gemeinsam" - 62-mal fällt dieser Begriff innerhalb von 45 Minuten. Schul- und Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink und Bürgermeister Georg Bernarding benutzen ihn so oft wie möglich. Gemeinsam haben sie entschieden, wer kandidiert und wer nicht. Gemeinsam wollen sie den Wahlkampf für die CDU gewinnen und danach ihre Kräfte der Stadt Trier widmen. Gemeinsam sitzen sie während des Gesprächs am Tisch. Holkenbrinks Augen blitzen. Bernarding formuliert ruhig und eloquent, sein Blick ist oft auf die Tischplatte vor ihm gerichtet. "Wir haben eine Lösung gefunden, die Trier davon überzeugen wird, dass die CDU innen und außen als Einheit funktioniert", sagt Holkenbrink. Doch der frühere Lehrer hat es momentan wahrlich schwer. Obwohl er im Rampenlicht steht und Nachfolger von Helmut Schröer werden soll, ruhen alle Blicke auf dem Verzichtenden. Georg Bernarding tritt nicht an, und jeder will die Gründe wissen. "Ich wäre mit Sicherheit fähig und geeignet, Oberbürgermeister zu werden", sagt der Sozial-, Sport- und Feuerwehrdezernent. Ein nicht unbegründet scheinendes Selbstbewusstsein - schließlich gehört Bernarding seit fast 20 Jahren zum Stadtvorstand. Warum dann nicht den Weg zu Ende gehen? "Das könnte zu einer Zerreißprobe in der Partei führen, und die will ich den Mitgliedern nicht zumuten." Gemeinsam stellen sich die beiden Christdemokraten der Vermutung entgegen, die Partei habe dem beliebten Holkenbrink den Vorzug gegeben und den ehrgeizigen Bernarding zum Verzicht gezwungen. "Es gibt keine Machtprobe und auch kein Zerwürfnis", betont Holkenbrink. Bernarding, inzwischen blitzen auch seine Augen, ergänzt: "Ohne Ehrgeiz hätte ich meine heutige Position nie erreicht." Heute beschränke sich dieser Ehrgeiz auf "den Ausbau von Kindertagesstätten".Oberbürgermeister in Buxtehude?

Wie geht es für Georg Bernarding weiter? "Man muss in der CDU und in Trier mit mir rechnen." Eine freie Kandidatur schließt er kategorisch aus. Nicht ausschließen will er hingegen, "dass ich mich vielleicht 2009 als Oberbürgermeister in Buxtehude bewerbe". "Ich bin nicht überrascht", sagt Friedel Jaeger, SPD-Fraktions-Chef im Stadtrat. "Mit der Kandidatur von Ulrich Holkenbrink können wir gut leben." Lydia Hepke (Bündnis 90/Die Grünen) staunt. "Mit Bernardings Verzicht haben wir nicht gerechnet." Manfred Maximini (UBM) bleibt neutral: "Trier braucht qualifizierte Persönlichkeiten." CDU-Fraktionschef Berti Adams sieht die größten Vorzüge Holkenbrinks "in seiner Ehrlichkeit und seiner Fähigkeit, auch mal offen einen Fehler einzugestehen". Klaus Jensen, mit dem Holkenbrink im Fall seiner Nominierung um den Chefsessel kämpfen muss, sagt nur: "Er ist ein angenehmer Mensch."

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