"Ich war kein Musterschüler" - Schulleiter des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums, geht in den Ruhestand

Trier · Harald Heim war zwölf Jahre lang Direktor des Trierer Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums. Über Jahre prägte er die geschichtsreiche Schule. Dabei galt er zu Beginn nicht gerade als Hoffnungsträger. Heute wird er verabschiedet.

 Endspurt: Nur noch wenige Wochen wird Schulleiter Heim an dem Schreibtisch sitzen, an dem er zwölf Jahre lang gearbeitet hat. TV-Foto: Christian Altmayer

Endspurt: Nur noch wenige Wochen wird Schulleiter Heim an dem Schreibtisch sitzen, an dem er zwölf Jahre lang gearbeitet hat. TV-Foto: Christian Altmayer

Foto: Christian Altmayer (cha) ("TV-Upload Altmayer"

Trier. Seit Jahren liegt Harald Heims Modelleisenbahn im Keller, eingepackt in Kisten. Gefahren ist sie schon länger nicht mehr. Schulleiter ist ein Vollzeitjob, für Hobbys bleibt wenig Zeit. Und selbst jetzt, während seine Schüler in der Sonne liegen, bleibt für Heim noch viel zu tun. Am heutigen Freitag feiert er seine offizielle Verabschiedung als Direktor des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums. In den Ruhestand tritt er aber erst Ende des Monats. Bis dahin muss noch einiges organisiert werden: Stundenpläne, Lehrerwechsel, Versetzungen. "Am Anfang und Ende eines Schuljahres laufen die Maschinen heiß", sagt der 64-Jährige.
Aber es ist nicht nur das Ende des Schuljahres, sondern auch das Ende einer Ära am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, die Heim geprägt hat. Dabei hatten nur wenige große Hoffnungen in den neuen Schulleiter gesetzt, als er die Stelle 2003 übernahm. Zu groß waren die Bedenken, ein Naturwissenschaftler wie Heim könnte den Kurs des humanistischen FWG ändern. Einen Schwerpunkt hatte die Schule seit jeher auf alte Sprachen gelegt. Latein und Altgriechisch stehen auch heute noch auf dem Lehrplan. Heim, selbst Physiker und Chemiker, hatte daran nie etwas ändern wollen. Während seiner Schulzeit am Kurfürst-Ruprecht-Gymnasium in Neustadt habe er selbst Altgriechisch und Latein gelernt. Und daraus viel Nützliches gezogen, wie er sagt. "Ich war kein Musterschüler", erinnert er sich heute. Gerade die Sprache der alten Römer habe ihm Schwierigkeiten bereitet. Für die Naturwissenschaften konnte er sich hingegen schon damals begeistern. 1970 schrieb er sich an der Universität Karlsruhe für Physik und Chemie ein. Damals hatte er auch ein Studium der Architektur in Erwägung gezogen. Heim wirkt heute fast traurig, diesen Weg nicht eingeschlagen zu haben. "Die Architektur ist immer noch eine meiner Leidenschaften", sagt er. Aber auch in sein Studium investierte er viel Zeit. Das zahlte sich aus. Mit 28 Jahren hat Heim 1979 zum Thema "Seltene Erden" promoviert. In dieser Zeit fasste er auch den Entschluss, Lehrer zu werden. Während des Schreibens seiner Doktorarbeit hat er auch Lehramtsstudenten betreut. Viele von ihnen seien nicht ausreichend auf ihr Studium vorbereitet gewesen. "Ihnen mangelte es an Grundkenntnissen", sagt Heim. Das lag für ihn am Schulsystem. Wer gebildete Studenten will, so Heims Gedanke, der müsse ihnen eben selbst etwas beibringen. Nach dem Referendariat in Speyer unterrichtete er zunächst an Gymnasien in Konz, dann in Trier.Auf Vaters Spuren


1980 lernte Heim seine Frau kennen. Noch im selben Jahr heiratete das Paar. "Wie heißt noch der dumme Spruch? Liebe auf den ersten Blick!", sagt er. Die Heims haben zwei erwachsene Töchter, die offenbar ganz nach dem Vater kommen: Die älteste ist Mathematikerin, die jüngere Bauingenieurin.
Für die Familie wird Heim nach seiner Pensionierung mehr Zeit haben. Er freut sich auf seinen Ruhestand. Trotzdem bedeute sein Weggang einen Einschnitt, sowohl persönlich als auch für die Zukunft der Schule. Wer seine Stelle übernehme, dürfe er noch nicht verraten.
Heim hat es in zwölf Jahren am FWG nicht nur geschafft, das Ansehen der Schule zu erhalten - er trug wesentlich zur Modernisierung des mehr als 450 Jahre alten Gymnasiums bei. Galt das FWG früher als traditionsverhaftet und altmodisch, hat Heim es zu einem Vorreiter in Sachen neue Medien gemacht. Praktika in Unternehmen oder Unilaboren bereiten die Schüler auf den Berufsalltag vor. In Werkstätten löten Mittelstufler blinkende Osterhasen oder Weihnachtsbäume zusammen.
Jetzt geht es für ihn in den Endspurt. Nur noch wenige Wochen: Dann kann er endlich wieder seiner Modelleisenbahn zusehen, wie sie im Keller ihre Runden dreht.

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