Idylle am Rande der Metropole

EITELSBACH. "Wo liegt denn Eitelsbach?" Gemeinsam mit Herresthal (gehört zu Euren) genießt Eitelsbach den Ruf des "unbekanntesten Trierer Stadtteils". Eitelsbach ist ein Ortsteil des Stadtteils Ruwer und kam mit der Eingemeindung 1969 zu Trier.

Auch wenn viele Stadt-Trierer den idyllischen Ort zwischen Mertesdorf und Ruwer nur vom Hörensagen kennen, so ist er vielen Weinfreunden im In- und Ausland ein Begriff. Das liegt vor allem an den beiden Eitelsbacher Gutshöfen: Der Duisburger Hof ist im Besitz der Bischöflichen Weingüter, das Weingut Karthäuser Hof gehört Christoph von Tyrell.1335 wird der Karthäuser Hof erstmals urkundlich erwähnt, als ihn Erzbischof Balduin den Karthäuser-Herren in der Karthause bei Trier schenkt. In dem ältesten Teil des Komplexes, der so genannten Burg, zeichnen sich noch deutlich die Räumlichkeiten ab, in denen sich die Kapelle befand. Der Hof Duisburg, auch Thiesburg genannt, hieß 1569 "Nobile castrum Thebetsburg". Er dient heute nicht nur dem Weinbau, sondern beherbergt auch das Bischöfliche Archiv.Die Rebflächen beider Höfe sind mit jeweils annähernd 20 Hektar gleich groß. Tyrell arbeitet mit einem Team von sechs Mitarbeitern, die während der Saisonarbeiten von Aushilfskräften unterstützt werden. "Weltweit vermarkten wir jährlich bis zu 150 000 Flaschen besten Eitelsbacher Wein, der bis zu 50 Prozent trocken ausgebaut wird", sagt der Gutsbesitzer. Weitere zehn Hektar werden von kleineren Winzerbetrieben bewirtschaftet.Rotzkranke Pferde und gesundes Wasser

Ein weiteres Aushängeschild des Dörfchens ist die "Eitelsbacher Weinstube". Lob für seinen Wein und seine Küche erhielt Hans Erich Morgen in den vergangenen Jahren immer wieder von höchster Stelle. So schrieb die Fachzeitschrift "Der Feinschmecker" kürzlich: "Winziges Weingut mit eigener Weinstube, in der ein Großteil der kleinen, sauberen Produktion verkauft wird." Die Gaststätte gehöre "zu jenen unscheinbaren Weinstuben, von deren Existenz man nur durch Zufall erfährt. Stammgäste aus der Umgebung kehren gerne ein. Die Terrasse hinterm Haus kann wahrlich begeistern". Hans Erich Morgen ist mit dem Leben fern des Großstadt-Trubels zufrieden. Doch Eitelsbach ist ihm immer noch zu unbekannt: "Wir inserieren und werben, doch selbst die Trierer wissen weniger über unseren Ort als von weit entfernt anreisende Gäste, die uns über unsere Homepage gefunden haben."Heute leben im Stadtteil Eitelsbach, den die Verbindungsstraße zwischen Ruwer und Mertesdorf in zwei Hälften teilt, 311 Menschen. Ihre Vorfahren hatten seit der ersten urkundlichen Erwähnung anno 1238 einiges an Wirren zu überstehen. Dazu gehörte die Monarchie genauso wie die zu ertragende französische Herrschaft oder die Preußenzeit. Mal gehörte der Ort (frühere Namen waren Isolsbach, Yselsbach, Iselszbach oder Eselsbach) zu "Casel", später dann zusammen mit Mertesdorf zu Ruwer.In einer umfangreichen und detailfreudigen Chronik sind viele Einzelheiten aus den vergangenen Jahrhunderten festgehalten. Da ist die Rede von den vier "rotzkranken Pferden", die getötet werden mussten. Es wird berichtet über den Bau der Kapelle zu den 14 Nothelfern und deren Einrichtung und Utensilien zum Feiern der heiligen Messe, aber auch über die guten und schlechten Ernten der Jahrzehnte, und nicht zu vergessen die Cholera und die Pest.Ebenfalls für die Nachwelt dokumentiert: "Der Gemeindebrunnen liefert vorzügliches Wasser, und die Temperatur des Wassers ist eine sich fast stets gleichbleibende. Gerade diesem vorzüglichen Wasser wird es vielfach zugeschrieben, dass man hier in Eitelsbach so viele steinalte Leute findet." Noch heute plätschert aus dem Brunnen an der Ecke "Borweg" und "In der Hiel" klares wohlschmeckendes Wasser. Morgen in unser Stadtteil-Serie: Wie eine Neu-Ruwererin ihren Stadtteil sieht.

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