IHRE MEINUNG

Zum Artikel "Harte Vorwürfe gegen die Caritas" (TV vom 17. Oktober) erhielten wir diese Zuschrift:

Der Artikel vermischt zwei Thematiken, die getrennt zu betrachten sind: Die arbeitsrechtliche Seite, also die Frage nach Vereinbarkeit von Minijob und Ehrenamt, ist Sache der Verbandsleitung und inzwischen ja auch des Arbeitsgerichtes. Mich als (hauptamtlichen) Mitarbeiter im Raphaelshaus macht vielmehr der andere Aspekt betroffen: Herr S. geht hier an die Öffentlichkeit und spricht von "Menschen, die an Schizophrenie leiden", aus seiner Sicht "harte Fälle", die er mit "Vorfällen und auch Angriffen" in Verbindung bringt. Was hier geschieht, ist eine "absolut inakzeptable" Stigmatisierung psychisch kranker Menschen. Diese völlig falsche und verkürzte Darstellung führt dazu, dass sich der Artikel bei der Rezeption durch fachfremde Leser in der Formel "Schizophrenie = harter Fall = Gefahr" manifestiert. Dies in der heutigen Zeit so unreflektiert darzustellen, ist skandalös, und dem "sensiblen Feld der Psychiatrie" in höchstem Maße unzuträglich. Zu den "Härten und Anforderungen des Nachtdienstes": Sicher ist nicht jede Nacht (so wie jeder Tag) gleich einfach oder gleich schwer. Es ist uns jedoch immer ein großes Bestreben, die sich uns anvertrauenden Menschen mit hoher Qualität zu betreuen. Dass hierfür gute Arbeitsbedingungen für alle Kollegen eine Grundvoraussetzung sind, ist offensichtlich. So werden die Kräfte im Nachtdienst mitnichten alleine gelassen, es gibt zum Beispiel einen ständigen, durch eine Fachkraft besetzten Hintergrunddienst, der durchgehend telefonisch und im Bedarfsfall auch persönlich vor Ort beratend und helfend zur Verfügung steht. Ich arbeite gern im Raphaelshaus und glaube behaupten zu können, dass dies die große Mehrzahl meiner Kollegen (inklusive derer des Nachtdienstes) ähnlich sieht. Es ist sicher eine belastende Arbeit - mal mehr, mal weniger. Doch auch und gerade mit den "harten Fällen" gibt es schöne Momente und gute Erfahrungen, die uns zeigen, dass wir sinnhaft tätig sind und dass diese Menschen es verdienen, als solche in ihrer Gesamtheit wahrgenommen und nicht auf die mitunter sehr leidbringenden Symptome ihrer Erkrankung reduziert zu werden. Dirk Martini, Trier, Mitarbeiter im Raphaelshaus der Caritas, Wohnverbund für psychisch Kranke

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