IHRE MEINUNG

Zur Berichterstattung über die Suche nach einem privaten Pächter für die staatliche Weinbaudomäne Trier:

Das Land hat in den vergangenen 25 Jahren viel Geld in die Hand genommen, um den Standort zu modernisieren. Potenzial ist in vielerlei Hinsicht vorhanden, nur schwarze Zahlen schreibt er nicht. Das ist bedauerlich, aber vielleicht liegt es in der Natur der Sache. Schreiben Porta Nigra, Kaiserthermen & Co. denn schwarze Zahlen? Die Domäne Avelsbach ist ein bedeutendes Zeugnis preußischer Förderung des Weinbaus an Mosel und Saar. Ihre Errichtung in den Jahren 1900 bis 1909 ist dem Agrarwissenschaftler und Ministerialbeamten Hugo Thiel zu verdanken, der auch sozialreformerisch tätig war und unter anderem zusammen mit dem Soziologen Max Weber über die Lage der Landbevölkerung geforscht hat. Thiel war wohl auch an der Arbeitersiedlung für das Stammpersonal der Domäne gelegen, deren Anlage als "Idealfall der Arbeitersiedlung der Heimatstilbewegung" (Ulrike Weber) gilt. Zusammen mit dem Aussichtsturm (Thielsburg), der erkennbar stabilisiert, aber noch nicht zu Ende renoviert worden ist, eignet sich das Ensemble besonders für weinwirtschaftliche, touristische und kulturelle Aktivitäten. Die Fortschreibung des Konzepts "Kunst und Kultur für alle Sinne", eine Ausstellung zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, die Kombination von Vinothek und Straußwirtschaft, ein Wohnmobilstellplatz als Bausteine zur Absatzförderung und die schon 2013 propagierte Anbindung an das Wanderwegenetz könnten Deckungsbeiträge liefern und die Wirtschaftlichkeit der Anlage verbessern. Für ein solches Konzept dürfte sich kaum ein Pächter finden. Für den reinen Weinbaubetrieb im Kontext einer vom Land verantworteten kulturell-touristisch-gastronomischen Nutzung wohl schon. Peter Schuh, Trier

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