Ihre Meinung

Zu unserem Bericht "Wirtin wegen Drogenbesitzes angeklagt" (TV vom 4. Januar) erreichte uns diese Zuschrift:

Man sollte den Genuss von Cannabis nicht weniger verharmlosen als den Genuss von Alkohol, wenn es zum Mittel wird, um Schwierigkeiten im Leben aus dem Weg zu gehen. Auch hier gilt: Die Dosis macht das Gift. Ich hatte einen Freund, der, seit ich ihn in unserer "Sturm und Drang"-Zeit kennengelernt habe, regelmäßig Cannabis rauchte (circa 35 Jahre lang). Als ich ihn kennenlernte, war er jung und attraktiv, voller Energie. Über all die Jahre unserer Freundschaft verfolgte ich mit Sorge, wie die Welt aus seiner Sicht zunehmend schlecht wurde und die Beschaffung und der Genuss von Cannabis das Einzige war, was ihn überhaupt noch dazu brachte, sich zu engagieren. Zunehmend musste ich ansehen, wie er eine "Scheißegal-Haltung" einnahm, sich vernachlässigte und eine depressive Grundstimmung meinen Freund charakterisierte. Zurück aus Berlin, wo er lange Jahre lebte, um seine alte Mutter zu pflegen, wieder in der Nähe von Trier, war er unerträglich negativ. Im vergangenen Jahr ist er einsam gestorben. Eine Woche später fand sein Bruder ihn im Haus seiner bereits gestorbenen Eltern. Seine Kiffer-Freunde haben ihn - mit Ausnahme einer gemeinsamen alten Freundin - nicht vermisst. Nein, ich finde nicht, dass Cannabis-Genuss verharmlost werden sollte. Isolde Schnorbach, Trier

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort