IHRE MEINUNG

Zum Bericht "Zwischen Bürgerwillen und leerer Kasse - Diskussion im Stadtmuseum zeigt, warum Stadtentwicklung in Trier ein so schwieriges Geschäft ist" (TV vom 29. September):

Über die Feststellung von Gilbert Haufs-Brusberg, "Mehrheitsentscheidungen müssen nicht unbedingt auch das Beste für die Stadtentwicklung sein", herrschte bei der Veranstaltung Einigkeit. Stellt sich nun die Frage: Wer trifft diese Mehrheitsentscheidungen? Und wie kommen sie zustande? Die erste Frage ist schnell beantwortet, es ist der Stadtrat. Die zweite Frage ist vielschichtiger. Als Bürgerin erwarte ich, dass Volksvertreter nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden. In der Realität spielen aber parteipolitische Interessen gegenüber fachlichen Kriterien oft die größere Rolle, wie ich aus Gesprächen heraushören konnte. Manches Stadtratsmitglied hat sich vor der Abstimmung überhaupt nicht mit dem Thema auseinandergesetzt! Dazu kommt, dass einmal gefasste Beschlüsse nicht zurückgenommen werden, selbst wenn sich die Umstände, unter denen sie gefasst wurden, geändert haben. Bauvorhaben können nicht völlig demokratisiert werden. Aber man kann zumindest Bürger aktiv in die Entscheidungsprozesse einbeziehen, um einen möglichst breiten Konsens zu erzielen. Ein gutes Beispiel hierfür scheint der Gneisenaubering in Trier-West zu sein. Interessierte Bürger haben in Workshops und so weiter die Möglichkeit zur Mitarbeit. Ein schlechtes Beispiel ist die geplante Bebauung am Hofgut Mariahof. Die Bürger wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Dass sich dadurch vermehrt Widerstand regt, darf niemanden verwundern. Gleichzeitig ist es ein Beispiel für veränderte Umstände, unter denen der Beschluss gefasst wurde. Der Druck der hohen Flüchtlingszahlen ist zurückgegangen, von der Stadt zur Unterbringung angemietete Wohnungen stehen zum Teil leer. Dementsprechend sollten städtebauliche Kriterien nun im Vordergrund stehen. Voreilig sollten keine Fakten geschaffen werden, die dann einer weiteren Entwicklung im Zusammenhang mit dem Flächennutzungsplan 2030 im Wege stehen. Nachhaltige und vorausschauende Planung erfordert eine Betrachtung der Gesamtsituation - nur so kann Stadtentwicklung positiv vorangebracht werden. Christina Lehmann, Trier

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