IHRE MEINUNG

Zur Berichterstattung über die Hindenburgstraße in Trier:

Es sind sicher auch kluge Köpfe unter jenen, die sich um den Namen Hindenburgstraße ernsthafte Gedanken machen. Respekt! Ist dies aber nicht ein Problem, das heute - nicht nur in Trier - etwas Aufgewärmtes ist, das man zur falschen Zeit in die Debatte wirft? In den Jahren nach 1945 hätte ich das nicht verstanden. Ich war noch zu jung, und meine Lehrer waren nicht so kühn - aus Angst. Vor wem? Wer diese Frage beantworten kann, der tue es ehrlich und aufrichtig gegen sich selbst und das Andenken so vieler schuldloser Menschen, die an den schrecklichen Ereignissen von 1933 bis 1945 in keiner Weise beteiligt waren. Er grabe nicht die Leichen alter Männer aus, um seine Ethik aufzupolieren. Ich habe die Beiträge über die Hindenburgstraße mit Interesse und Respekt vor den Autoren gelesen. Ich kenne heute noch die Nachkommenschaft etlicher damals politisch engagierter Menschen. Ich könnte viele Fragen stellen, die mit "Weißt du noch?" begännen und ohne Antwort blieben, weil man keine wüsste. Bei noch so guten Berichten aus der Vergangenheit ist der Satz des römischen Schriftstellers Boethius ein guter Rat zur Beruhigung der Debatte: "Si tacuisses, philosophus mansisses." (Hättest du geschwiegen, wärest du ein Philosoph geblieben.) Dieser Satz ist zugleich ein guter Rat für jene, die ihre Unkenntnis verbergen sollten. Fritz Adrian, Trier

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