Schon sehr treffend, wie der "Obacht-Satire"-Karikaturist die Kandidaten-Präsentation als "aus dem Hut gezaubert" darstellt. Wirklich, ein guter und kluger Schachzug der CDU, Hiltrud Zock als Oberbürgermeister-Kandidatin zu nominieren. Was für ein Kaliber diese Vorgabe ist, sieht man erstens darin, in welcher Nervosität die SPD nun glaubt, ein Verwaltungsjurist müsse doch darauf die richtige Antwort sein. Und zweitens: Der Geschäftsführer einer Agentur für Arbeit, die laut Selbstverständnis die vom Arbeitsleben Ausgeschlossenen umsorgt, damit sie sich wieder zur Gesellschaft zugehörig fühlen können - sollte er etwa dazu noch schnell in die SPD eingetreten sein, um ein soziales Mäntelchen zu bekommen? Der Fairness halber sei gesagt: Hier geht es nicht um die Person des Herrn Leibe, sondern um seinen Beruf und seine Branche. Dort hat die Mäntelchen-Taktik eine Sprachakrobatik hervorgebracht, in der die uneffektivste aller Behörden mit einem Begriff, der Effektivität vorgaukelt, übertüncht wird: Agentur. Ebenso akrobatisch ist es, die Ausgestoßenen, denen man vorwirft, gar nicht arbeiten zu wollen, Kunden zu nennen. Eine Hochleistungs-Ausblendung, dass man auf einem Wagen sitzt, den andere ziehen. Erschwerend hinzu kommt, dass ein Jurist nicht anders kann, als auf die Buchstaben von Gesetzen zu pochen. Oberbürgermeister Klaus Jensen hat gerade durch seine unkonventionelle Art der Offenheit und Toleranz eine starke Vorgabe gemacht, der jemand wie Frau Zock absolut gerecht wird. Auf der einen Seite also eine Unternehmerin wie sie, die aus einer echten Agentur kommt, in der man auf professionelle Weise vorhandene Ressourcen bewerten kann, die ergänzt um Kreativität und Flexibilität zu höchst innovativen Konzepten führen. Sie zu vergleichen mit jemandem, der aus einem Umfeld kommt, in dem standhafter Beton das höchste Gut, Einfühlung, Verantwortung und Zivilcourage jedoch kaum bekannte Größen sind, ist schwer enttäuschend und bedeutet einen Rückfall in die Vor-Jensen-Ära. Der Karikaturist hätte also enden können mit: Wollen wir das am eigenen "Leibe" erfahren? Frank Weiland, Trier