IHRE MEINUNG

Zur Berichterstattung über ein mögliches neues Einkaufszentrum in Trier:

Es bedarf einer unfassbar großen Portion Naivität, um zu glauben, dass zusammen mit ECE ein ergebnisoffener Prozess zum Wohl Triers möglich ist. Das Gegenteil zeigen viele Beispiele in anderen Städten. Es gibt nur zwei sinnvolle Möglichkeiten: Entweder man entwickelt von Anfang an ein Center mit ECE, und ECE bezahlt - oder man will einen ergebnisoffenen Prozess, dann aber ohne ECE, und die Stadt trägt die Kosten. In Trier aber kombiniert man beide Varianten, sodass es nur einen Gewinner gibt: ECE. Die dürfen von Anfang an mitplanen. Die Stadt ist auch noch so blöd und zahlt alles selbst und verkauft das dann als "Ergebnisoffenheit". Gerade in Zeiten der Krise wird deutlich, dass Kaufkraft nicht unbegrenzt vermehrbar ist. Zudem wird es durch den zunehmenden Online-Handel sowie die Erweiterung der Verkaufsflächen in Luxemburg schwieriger werden, die Menschen nach Trier zu locken. Ob dies durch eine weitere gesichtslose Mall gelingen kann? Das traurige Ergebnis ähnlicher Versuche kann man in vielen verödeten Innenstädten bewundern. Warum müssen wir solche Fehler wiederholen? Trier muss sein Flair und seine Einzigartigkeit stärken. Wenn man sich trotz aller Bedenken doch dazu entscheiden sollte, eine weitere Mall anzusiedeln, ist vor allem der Standort entscheidend. Mit dem Viehmarkt würde sich der Einzelhandelsschwerpunkt in den südlichen Innenstadtbereich verlagern, was massive Einbußen für die Simeonstraße zur Folge hätte. Hier würden sich maximal noch Ramsch- und Ein-Euro-Läden ansiedeln und die Umgebung der Porta prägen. Ob dies für Touristen dann noch attraktiv ist, bleibt zu bezweifeln. Die Stadt klammert sich an den Investor in der verzweifelten Hoffnung, dann auch noch eine Lösung für Theater, Europahalle und Rathaus zu bekommen. Vielleicht ist in der Mall noch Platz für einen identitätslosen Mehrzweckraum, in dem der Stadtrat tagt und ab und zu das Theater spielt und für den die Stadt über Generationen hinweg horrende Pachtsummen zahlen muss. Das nenne ich mal nachhaltige Stadtentwicklung! Ich bin gespannt auf die nächste Wahl. Daniela Rometsch, Trier

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