Ilja Richter feiert mit knapp 1000 Besuchern 40 Jahre Disco in Trier

Trier · Eine Fernsehshow auf die Bühne zu bringen, ist kein leichtes Unterfangen. Erst recht nicht, wenn die Sendung vor Jahrzehnten eingestellt wurde. Ilja Richter hat es am Freitagabend in der Trierer Arena mit Disco gewagt.

 Ilja Richter begrüßt sein Publikum gut gelaunt wie eh und je.

Ilja Richter begrüßt sein Publikum gut gelaunt wie eh und je.

Foto: Daniel John

Licht aus, Spot an! Vier Wörter, bei denen jeder, der die 70er Jahre im Fernsehen erlebt hat, sofort weiß, worum es geht. Hier ist Ilja Richter, hier ist "Disco". Die Erinnerungen an die Musiksendung im ZDF sind bei vielen noch lebendig, obwohl die Sendung bereits 1982 eingestellt wurde. Einen "Gemischtwarenladen mit jungem Gemüse", so nennt es Ilja Richter heute. Aus dem jungen schlaksigen Moderator ist ein 58-jähriger Herr mit weißgrauem Haar geworden, zu dem die Anzüge, die er trägt, endlich passen.

Das junge Gemüse, das waren Künstler wie Harpo, Chris Andrews oder Sally Carr, Frontfrau der Band Middle of the Road. Die sind auch bei der Jubiläumstournee 40 Jahre Disco dabei, die am Freitagabend in der Trierer Arena Station gemacht hat. Inzwischen sind sie alle jenseits der 60, doch - um sprachlich im Bild zu bleiben - das Gemüse ist zwar reifer geworden, aber nicht welk, sondern immer noch knackig und hat viel Biss.

Wie es sich für einen Rückblick gehört, singen die Künstler natürlich keine neuen Songs, sondern ihre alten Hits. Genau die will das Publikum, vorwiegend zwischen 45 und 60 Jahren alt, auch hören. Allerdings sind nicht so viele Gäste gekommen, wie erwartet: Für die knapp 1000 Besucher erweist sich die Arena als zu groß, die Europahalle wäre wohl die bessere Wahl gewesen, hätte eine intensivere Atmosphäre geschaffen. Trotzdem wird fleißig mitgeklatscht, mitgetanzt und mitgesungen. Zusätzlich zu den Originalinterpreten ist die Coverband Nightfever mit dabei, die von den Bee Gees bis zu Abba alles singt, was in den 70ern aktuell war.

Der eigentliche Star des Abends ist - mehr noch als in der Fernsehsendung - jedoch Ilja Richter, der "Discosaurier", wie er sich selbst nennt. "Ihr seid zurück / ich fass es nicht / ich kom hier rein und ihr wollt nur mein komisches Gesicht", singt selbstironisch zur Melodie von "I Will Survive".

Seine Plaudereien, Anekdoten und Sketche sorgen für viele Lacher im Publikum. Vor allem seine Parodien von Peter Maffay ("Über Siebenbürgen musst du gehn"), Peter Alexander, Dieter Hallervorden oder seiner früheren Partnerin Marianne Rosenberg sind treffend. Dabei ist es wohl kein Zufall, dass deutsche Schlager, eigentlich ein integraler Bestandteil des Fernsehkonzepts, auf der Bühne nur als Parodie erscheinen. Eine Show mit Musik für jeden Geschmack, das wäre heute kaum noch denkbar.

Im Bienenkostüm herumalbernd, sagt Ilja Richter plötzlich ernst: "Ich habe 2007 in Göttingen Richard III. gespielt." Treffender kann man es kaum zum Ausdruck bringen, dass die Zeit sich nicht zurückdrehen lässt, dass er den alten Ilja nur noch einmal spielt wie eine Theaterrolle, sich selbst pardoiert. Und das kommt an: "Mir hat Ilja Richer besser gefallen als vor 40 Jahren”, findet beispielsweise Ute Schuhmann aus Konz.

Fazit: Was bleibt, ist ein vergnüglicher und kurzweiliger Abend mit unterhaltsamer Musik und einem Ilja Richter in Hochform. Eine Neuauflage der Fernsehshow war es jedoch nicht. Und das ist gut so. Spot aus.
Extra: Die Künstler

Sally Carr (65) ist Sängerin der Band Middle of the Road, die 13-mal bei Ilja Richter zu sehen war. Ihr Titel "Sacramento" (am 8. April 1972 bei Disco) schaffte es an die Spitze der Charts. Erster Auftritt am 14. August 1971 mit "Chirpy Chirpy Cheep Cheep".

Chris Andrews (68) stand bereits 1966 mit "Yesterday Man" auf Platz eins der Charts. In der Sendung Disco sang er den Titel am 13. November 1971. Seinen ersten von drei Auftritten hatte er am 3. Juli des gleichen Jahres mit "Michigan River".

Der Schwede Jan Harpo Svensson (61), bekannt als Harpo war fünfmal zu Gast in der Sendung Disco. Seinen ersten Aufritt hatte er am 3. Januar 1976 mit "Moviestar", seinem einzigen Nummer-Eins-Hit in Deutschland.

Quelle: Wikipedia

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