Illegale Plakate-Sintflut hat ein teures Nachspiel

Trier · Insgesamt an die tausend Veranstaltungsplakate dürften es sein, die Ende vergangener Woche im Stadtgebiet illegal angebracht worden sind. Nach Beschwerden von Geschäftsleuten und Anwohnern hat die Stadt damit begonnen, die unerlaubte Werbung für die "Afrika!Afrika!"-Shows entfernen zu lassen. Doch damit ist der Fall noch nicht erledigt.

Trier. "Viele atemberaubende und noch nie gesehene Acts!" soll die "Afrika!Afrika!"-Show bieten, die vom 31. Januar bis 2. Februar sechs Mal in der Arena Trier über die Bühne geht. Einen Vorgeschmack auf "Nie Gesehenes" bietet derzeit die Werbekampagne: Schätzungsweise an die 1000 "Afrika!Afrika!"-Plakate hat die Veranstalterfirma Hoffmann (Mannheim) vor einer Woche im Trierer Stadtgebiet anbringen lassen - an Laternenmasten, Bauzäunen, Geländern, Bäumen. Der Haken an der Sache: Die Werbung ist illegal, erst recht in der Fußgängerzone, wo besonders restriktive Regeln gelten."Absolute Frechheit"


"Es wurde keine Genehmigung beantragt. Und wenn, dann hätten wir keine Erlaubnis gegeben. In der Fußgängerzone wird Plakatwerbung grundsätzlich nicht erlaubt, auch nicht in Wahlkampfzeiten", erklärt Stadt-Sprecher Dieter Jacobs auf TV-Anfrage.
Doch die Plakate-Sintflut ist trotzdem über Trier hereingebrochen - und hat eine Lawine von Beschwerden und heftige Reaktionen ausgelöst: "Die Aggressivität der Plakatierung ist beispiellos - eine absolute Frechheit", findet etwa Wolfgang Esser, Geschäftsführer der Arena-Betreibergesellschaft Castel GmbH.
Abgesehen von der Verunstaltung ganzer Straßenzüge sieht Kultur- und Ordnungsdezernent Thomas Egger noch ein ganz anderes Problem: "Es kann nicht sein, dass sich die in Trier ansässigen Veranstalter an die Regeln halten und nun jemand von außerhalb daherkommt und sich auf illegalem Weg einen Wettbewerbsvorteil verschafft."
Die Veranstalterfirma Hoffmann wird angesichts der "unerlaubten Sondernutzungen" inzwischen im Rathaus als "Zustandsstörer" angesehen und ist schriftlich aufgefordert worden, die Plakate bis spätestens Montag (9. Dezember) zu entfernen. Für den Bereich zwischen Porta Nigra und Viehmarkt wollte die Stadt aber nicht so lange warten: "Um schnellstmöglich entgegenzuwirken und einem Nachahmungseffekt vorzubeugen" (Jacobs) hat sie die Trierer Firma Verkehrstechnik Wöffler bereits am Donnerstag beauftragt, die Plakate in der Fußgängerzone abzuhängen: 215 Exemplare sind zusammengekommen. Wöffler steht "Gewehr bei Fuß", ab Dienstagmorgen auch die übrigen zu entfernen.
Auf die Veranstalterfirma dürfte eine Rechnung in hoher vierstelliger Größenordnung zukommen. Denn sie soll nicht nur für das Entfernen der Plakate bezahlen: "Auch wenn Werbemittel ohne Erlaubnis aufgehängt wurden, sind sie gemäß Sondernutzungssatzung gebührenpflichtig", erläutert Jacobs. Weitere Konsequenz: "Wir streben ein Verfahren nach dem Gesetz über Ordnungswidrigkeiten an."
Beim Veranstalter gab man sich am Freitag auf TV-Anfrage erstaunt und gelobte Besserung: "Sollte es zu Verstößen gegen städtische Auflagen gekommen sein, bedauern wir dies sehr. Wir werden Ihre Anfrage zum Anlass nehmen, die Plakatierung in Trier kritisch zu überprüfen, und unseren Einfluss auf unsere Partner geltend machen, damit zumindest künftig mit unserer Werbung nicht mehr gegen geltende Verordnungen verstoßen wird", so Pressesprecher Wolfgang Klauke.Meinung

Auf die lausige Tour
Auf den ersten Blick hat es angemutet wie eine Scherzaktion à la "Verstehen Sie Spaß?": Hunderte Veranstaltungsplakate in der Fußgängerzone, die doch bekanntermaßen völlig tabu für solche Art von Werbung ist - da kann es doch nicht lange dauern, bis ein Geschäftsmann vor versteckter Kamera ausrastet. Aber der vermeintliche Jux war keiner, und ausgerastet ist auch niemand. Aber es hagelte Proteste. Zu Recht! Die Kolonne, die im Auftrag der "Afrika!Afrika!"-Veranstalterfirma unterwegs war, hat Trier in noch nie da gewesener Aggressivität regelrecht "zugeballert" mit Werbung. Mal ganz abgesehen vom Verstoß gegen Regeln: Wer mit solch lausigen Brachialaktionen die Aufmerksamkeit potenzieller Veranstaltungsbesucher wecken will, scheint es bitter nötig zu haben. r.morgen@volksfreund.de

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