Illuminale im Trierer Nells Park: Licht schafft Lebensfreude und Begegnung

Trier · Lichtkunst hat den nächtlichen Nells Park in ein mystisch anmutendes Areal verzaubert. Aber die fünfte Illuminale war mehr: ein Willkommensfest für Bewohner der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (Afa). Begegnungen bauten Brücken, Licht und Musik ließen Flüchtlinge für ein paar Momente das Leid vergessen.

 Illuminale mit Tausenden Lichtspielen im Nells-Park-Laendchen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Illuminale mit Tausenden Lichtspielen im Nells-Park-Laendchen. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

Sena Hermz verteilt weiße Rosen an Vorbeigehende. "Damit sagen wir Syrer Danke für die Freundlichkeit der Deutschen", sagt ihr Mann Medkis. Auch Borca Mohamad, ebenfalls Syrer, schwärmt von der Herzlichkeit der Trierer - und der Illuminale. Hunderte von LED-Leuchten, Lampions und Lichtinstallationen verzauberten die Stadtoase in ein mystisch anmutendes Areal - nur wenige Meter entfernt von der Afa.

Ob tanzende Lichtillusionen (Noblet Dance Company), ein leuchtender Bachlauf oder die einzigartigen Lampions, die den Rosengarten in ein Lichtermeer hüllten: Die Besucher staunten und schwärmten. Die Künstler suchten auf dem Gelände nach ihrem selbst gebastelten Leuchtobjekt, die erhellte Mini-Porta war wieder ein beliebtes Fotoobjekt. Das Bummeln durch den Nells Park war Entdeckungsreise und Begegnung zugleich.

Der Veranstalter, die Stadt Trier und die Trierer Tourismus und Marketing GmbH (TTM), hatte das Lichterfest 2015 zum Willkommensfest erklärt. So etwa stand jede leuchtende Papierseerose, die auf dem großen Teich schipperte, für: "Herz-Licht willkommen". Der Ansturm auf die tausend Leuchtblüten war zuvor riesig gewesen. "Die Resonanz ist überwältigend", sagte Annette Mutsch von der TTM.

Ein paar Meter weiter starteten Kinder der Afa stolz mit ihren selbst gebastelten Stableuchten in der Hand zu einem Rundgang durch den Park. "Berührend", kommentierte das Iris Hess aus Schweich.
Lichtkunst und Musik schafften Nähe zwischen Trierern und Flüchtlingen: Auf der Rundbühne, einer Leihgabe der Stadt Luxemburg, präsentierten unter anderem Haithan Habeeb aus Nazareth und Julian Poma aus Trier orientalische Folklore. Ranim Al Malat aus Syrien tanzte zu den Klängen der arabischen Laute. Initiatorin Marion Poma sagte: "Wir zeigen: Mischen ist möglich." Am Rautenstrauch-Pavillon legte die Gruppe Lindy Hop Circle - sie animiert eigentlich zum Mitschwofen zu Swing-Musik und Elektro-Songs - spontan einen USB-Stick mit arabischer Musik ein. Afa-Bewohner hatten das musikalische Stück Heimat mitgebracht.

"Das Fest ist ein miteinander Sehen und Spüren", sagten Kathrin Herz und Gertrud Burger aus Trier. Ellen Adamy, ebenfalls aus Trier, war mit einer syrischen Frau und ihren vier Kindern unterwegs. "Nach all der Tristesse in der Afa ist es das erste Mal, dass sie lachen und Leichtigkeit spüren", sagte die 39-jährige Ehrenamtliche.
Zum Frohsein trugen auch Trie8rer Originale bei. Sie tummelten sich zwischen leuchtenden Baumalleen und Teichen: Uwe Heil und Michael Thielen etwa zogen mit ihrer Karl-Marx-Show umher. "Ein Fest für alle. Toll auch, dass so viele Kinder hier sind", sagte Ruth Marchewka.

Am Tag danach resümierte Christine Faber von der TTM: "Wir schätzen, dass es 15.000 Besucher waren." Ihr Fazit: "Wir sind überaus glücklich!" Auch hätten viele Trierer gespendet. Eine endgültige Summe konnte Faber noch nicht nennen. Weil ein Großsponsor abgesprungen war, hätte die Veranstaltung beinahe abgesagt werden müssen (der TV berichtete) . Der Mut der Veranstalter hat sich gelohnt: Das Lichterfest war ein leuchtendes Beispiel Trierer Willkommenskultur.

Fotos der Illuminale gibt es in unserer Bildergalerie !

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