Im Alltag glauben

Ein außergewöhnliches Medienereignis bestimmte die vergangenen Wochen. Der Tod des über die Grenzen der eigenen Kirche hinaus geschätzten Papstes löste große Solidarität aus. Manche wollen schon eine Renaissance von Religiosität und Kirchlichkeit ausmachen angesichts der Tausenden von Gläubigen in Rom und anderswo.

Bei dem etwas kleineren Medien-ereignis, den Heilig-Rock-Tagen in Trier, erleben Menschen in dieser Woche auch außergewöhnliche Glaubenssituationen, aber auch, wie Menschen im Alltag glauben. Die vielen Konfessionen im gemeinsamen Gebet am Ökumenetag sind ein außergewöhnliches Bild, die Teilnehmenden kennen aber auch die manchmal schwierige ökumenische Arbeit in den Gemeinden. Zwei Mal 3000 Kinder im Dom und drumherum sind außergewöhnlich, aber die Gruppenangebote zu religiösen Themen sind auch alltäglich für die Kinder, gehören zum Leben im Kindergarten. Mehr als tausend Frauen beim kfd-Tag sind außergewöhnlich, aber diese Frauen prägen täglich das Bild in ihren Gemeinden und setzen sich auch mit unangenehmen Themen auseinander. Es ist menschliche Erfahrung und Notwendigkeit: Neben dem Alltäglichen braucht Leben das Außergewöhnliche als Höhepunkt, und das Außergewöhnliche wird geerdet im Alltag. Genießen wir die besondere Glaubens-Atmosphäre, die großen Gefühle, die Solidarität in Trier und - in diesen Tagen spürbar - in der Weltkirche. Das hilft, auch danach im Alltag nicht nur das Alltägliche zu sehen. Ingrid Müller, Pastoralreferentin in Trier