Im Club mit dem dreifachen Weltmeister

Die Gegner voll im Visier, den Blick stets nach hinten gerichtet: Beim Rudern auf Zeit gilt es, vom Start an vorne zu fahren. Doch nicht nur der Wettkampf, auch die Gemeinschaft fasziniert Knut Misgeiski beim Ruderverein Treviris 1921 Trier. Dem TV erzählt der 35-Jährige, was ihm der Sport und sein Club bedeuten.

"Ich habe mit neun Jahren rudern gelernt und seitdem nicht mehr damit aufgehört. Wenn man einmal rudern kann, verliebt man sich in den Sport. Es ist eine Mischung aus Fitness und Kraft über eine lange Zeit und technisch anspruchsvoll. Dazu kommt das Mannschaftsgefühl. Wenn alle das Gleiche machen, ist das Boot deutlich schneller. Im Leistungssport ist der Wettkampf mental sehr anspruchsvoll; man muss sich die Strecke gut einteilen. Anfangs müssen wir etwas mehr Gas geben, weil wir rückwärts fahren. Denn anders als beim Laufen muss man beim Start vorne sein, um die anderen kontrollieren zu können. TV-Serie Mein Verein

Den Ruderverein Treviris 1921 Trier habe ich kennengelernt, als ich 2004 von Berlin beruflich nach Luxemburg gewechselt bin. Er wurde mir über Kontakte in meinem alten Club empfohlen. Ich wurde hier herzlich empfangen und war längst aufgenommen, bevor ich meinen ersten Arbeitstag hatte. Heute bin ich als Ruderwart im Vorstand aktiv. Und ich habe hier im Verein meine Frau Maren kennengelernt. Sie rudert auch und ist schon Regatten gefahren.Der Verein fährt jedes Jahr mit zwei Booten nach London zum Head of the River Race. Das ist die größte Achter-Regatta Europas mit 420 Booten auf der Themse. Bei den Masters, das sind die Sportler über 27 Jahre, sind es dann noch mal 270 Boote. Wir fahren übrigens die gleiche Strecke wie die Studenten aus Oxford und Cambridge. Vor zwölf Jahren stand der Verein kurz vor dem Aus. Dann hat Matthias Woitok den Vorsitz übernommen - mit einem Schuldenberg und einem heruntergekommenen Campingplatz. Man stand vor der Wahl: Geben wir dem Verein eine Chance oder lösen wir ihn auf. Matthias hat es geschafft! Er hat ein ausgeklügeltes Finanzmodell mit neuem Pächter, Stadt und Bank ausgetüftelt. Heute sind wir quasi schuldenfrei; der Campingplatz läuft gut. Und das alles, ohne große Opfer im Sportbetrieb zu bringen. Im Gegenteil: Wir sind der erfolgreichste Ruderverein in Rheinland-Pfalz und Landesstützpunkt für die Nachwuchsförderung. Wir haben den Bootspark enorm erweitert und eine bessere Trainingssituation als vor zwölf Jahren. Als nächstes Großprojekt steht die Erneuerung des Bootshauses auf dem Plan.Unser erfolgreichstes Mitglied ist Richard Schmidt, dreifacher Weltmeister in Folge im Achter und relativ sicher auf dem Weg zu Olympia. Auch wenn er im Bundesleistungszentrum in Dortmund trainiert, bleibt er dem Verein treu. Wir sind in allen Etagen an der Bundesspitze vertreten mit fünf deutschen Meistern, davon zwei Vize-Junioren-Weltmeistern. Ich selbst war Dritter bei der U23-Deutschen-Meisterschaft im leichten Doppelvierer. Das ist nun aber mehr als 15 Jahre her. Heute starte ich meistens bei Master-Veranstaltungen. Im Wettkampf bevorzuge ich die Skulls, also zwei Ruder. Aber ich fahre auch gerne Achter.Mein Ziel für dieses Jahr ist die Teilnahme an der World-Masters-Regatta des Ruderweltverbands in Duisburg. Da möchte ich mit meiner Frau im gemischten Doppelzweier antreten."Aufgezeichnet von Mechthild SchneidersIn unserer TV-Serie "Mein Verein" lassen wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, zu Wort kommen. Jeden Mittwoch stellen wir einen Verein aus der Perspektive eines Mitglieds vor. Dazu gibt es die wichtigsten Daten in Kurzform.Extra

Der Ruderverein Treviris wurde 1921 von 17 Sportlern in der Gaststätte Zur Krim gegründet. Das erste Bootshaus für den - gebraucht erworbenen - Gig-Einer war eine Halle der Malzfabrik Zangerie unweit vom heutigen Domizil in der Luxemburger Straße. Es wurde im Zweiten Weltkrig zerstört. 1947 wurde der Verein neu gegründet; 1949 entstand die neue Bootshalle am heutigen Standort. Auch der Campingplatz gehört zum Vereinsgelände und ist verpachtet. Heute hat der Verein mehr als 300 Mitglieder, das jüngste ist gerade mal ein Jahr alt, das älteste 87. Erster Vorsitzender ist Matthias Woitok. Der Verein bietet Ausbildung für Anfänger bis hin zum Leistungssport vom Jugendlichen bis zum Master (ab 27 Jahre). Er kooperiert mit vier Schulen und der Universität, bietet auch Handicap-Rudern an. Zudem gibt es Gymnasik-, Basketball- und Fußballgruppen sowie Lauftreffs. mehi Mehr Informationen unter treviris.de

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