Im Dienste des Nächsten: Vor 50 Jahren startete der Malteser Hilfsdienst in der Diözese Trier

Trier · Ihr Leitsatz ist über 900 Jahre alt und bedeutet in der Übersetzung aus dem Lateinischen: „Bezeugung des Glaubens und Hilfe den Bedürftigen“. Für die Malteser steht der christliche Dienst am Nächsten im Mittelpunkt der Arbeit. Diese Hilfe, die von über 35 000 ehrenamtlichen und 6000 hauptamtlichen Mitarbeiten geleistet wird und jedes Jahr mehr als sechs Millionen Menschen weltweit erreicht, macht die Malteser heute zu einem der großen karitativen Dienstleister in Deutschland.

Gegründet wurde die Hilfsorganisation auf Bundesebene im Jahr 1953 durch den Malteser Orden und den Deutschen Caritasverband. Ihre Hauptaufgabe sollte darin bestehen, die Bevölkerung in Erster Hilfe zu schulen. Damit sollten die Bestrebungen der damaligen Adenauer-Regierung unterstützt werden, beim Aufbau eines umfassenden Katastrophenschutzes mitzuwirken. Auch heute noch zählen die Versorgung und die Betreuung im Katastrophenfall neben der Notfallvorsorge zum Schwerpunkt innerhalb der verschiedenen ehrenamtlichen Tätigkeitsfelder. Allein in der Diözese Trier leisteten die Malteser im letzten Jahr etwa 60 000 Dienststunden.

Beginn mit Erste-Hilfe-Kursen

In unserer Region wurde die Arbeit mit zwei Erste-Hilfe-Kursen in Trier und auf Schloss Föhren (Kreis Trier-Saarburg) im Jahr 1957 begonnen. Als Mitglied des Malteser Ordens hatte Franz-Eugen Reichsgraf von Kesselstatt die Aufgabe übernommen, in der Diözese Trier einen Hilfsdienst aufzubauen. Zusammen mit der ehrenamtlichen Geschäftsführerin Christa Mettlach richtete er im Oktober 1956 die erste Geschäftsstelle im Palais Kesselstatt ein. Bis 1971 führte er als Diözesanleiter die Belange der Malteser, wobei es ihm immer wichtig war, neben der fachlichen Qualifizierung der Helfer auch die geistliche Betreuung in die Ausbildung einzubeziehen. „Ärzte und Seelsorger bilden bei der Arbeit der Malteser idealtypisch eine Einheit“, sagt der heute 80-jährige Graf Kesselstatt und verweist damit auch auf die historischen Wurzeln des Malteser Ordens.

Dieser geht auf die Gründung der Hospitalsbruderschaft des Heiligen Johannes in Jerusalem Mitte des 11. Jahrhunderts durch den Benediktinermönch Gerhard zurück. Mit der Einnahme Jerusalems beim ersten Kreuzzug 1099 und der großen Anzahl der dabei verletzten Pilger wurde eine Erweiterung des Hospitals notwendig. Viele Ritter schlossen sich der Bruderschaft an, um neben dem bewaffneten Pilgerschutz und der Verteidigung des Heiligen Landes auch die Krankenpflege auszuüben. Nachdem die Bruderschaft im Jahr 1113 die Selbstständigkeit von der Kirche erhalten hatte, gaben sich diese „Hospitalritter“ eine auf das Matthäus-Evangelium Bezug nehmende Ordensregel. Dieser Leitsatz blieb während der wechselvollen Geschichte des Ordens, die ihn über Zypern, Rhodos und Malta schließlich nach Rom führte, immer präsent und fließt auch in seine derzeitige Arbeit weltweit ein, beispielsweise bei den Einrichtungen für Obdachlose in Südamerika oder den Krankenhäusern zur Leprabehandlung in Afrika.

In über 100 Ländern ist der souveräne Orden, der zwar kein eigenes Staatsgebiet besitzt, aber mit verschiedenen Staaten diplomatische Beziehungen unterhält, heute vertreten und verzeichnet die größte Ausdehnung seit seiner Entstehung. Auch Graf Kesselstatt konnte nach den 15 Jahren seiner Aufbauarbeit des Malteser Hilfsdienstes in der Diözese Trier auf eine beachtliche Bilanz zurückblicken: Vier Rettungswachen (Waldrach, Welschbillig, Neuwied und Marpingen) waren in Dienst gestellt worden, verschiedene große Ausbildungslager belegten das Engagement der Malteser.

So ließen sich beispielsweise bei dem 1963 in Trier in Kooperation mit dem THW durchgeführten Katastrophenschutzausbildungslager mehr als 150 Helferinnen und Helfer schulen. Aber auch bei Großeinsätzen, wie der Heilig-Rock-Wallfahrt in Trier 1959, übernahmen die Malteser mit 516 Helfern die Betreuung der Pilger vor Ort. 1970 stellte der Dienst mit über 400 Ehrenamtlichen den Gesundheitsdienst beim 83. Deutschen Katholikentag in Trier sicher.

Die Einsatzbereitschaft ihres Rückholdienstes konnten die Malteser im Mai 1968 eindrucksvoll dokumentieren. Zusammen mit dem Bundesinnenministerium organisierten sie den Rücktransport von 52 kranken Lourdes-Pilgern mit einer Maschine der Bundesluftwaffe zum Flugplatz Bitburg und dann weiter in deren Heimatorte. Gegenwärtig sieht Graf Kesselstatt die Besuchs- und Betreuungsdienste als wichtige ehrenamtliche Aufgabe der Malteser. „Gerade in einer Zeit zunehmender Ich-Bezogenheit ist es von Bedeutung, dem Nächsten, besonders dem kranken, alten oder allein stehenden Menschen, unsere Aufmerksamkeit zu geben. Diese Sichtweise wollen wir Malteser auch an die jungen Menschen weitervermitteln.“ Eine der diesjährigen Großveranstaltungen der Hilfsorganisation, das Bundesjugendlager in Britten, hat dazu sicherlich beigetragen.

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