Im Meer liegt das Wissen

Eine ungewöhnliche Schulstunde: Der 44-jährige Autor Ibou erzählte in der Grundschule Mertesdorf-Kasel von seiner Heimat in Afrika. Veranstaltet wurde die Lesung von der Katholischen Öffentlichen Bücherei Mertesdorf mit der Katholischen Erwachsenenbildung Mertesdorf im Rahmen der Tournee "Erlesene Momente".

 Der afrikanische Autor Ibou begeistert sein Publikum in der Grundschule Mertesdorf-Kasel. Foto: privat

Der afrikanische Autor Ibou begeistert sein Publikum in der Grundschule Mertesdorf-Kasel. Foto: privat

Mertesdorf. (red) "Haben Afrikaner auch blaue Augen?", fragt die neunjährige Louisa. "Aber ja, das gibt es auch. Es sieht großartig aus", antwortet Ibou und lächelt von einem Ohr zum anderen. Der gebürtige Senegalese erklärt, wie sich Menschen in Afrika begrüßen oder Feste feiern: Eingeladen wird jeder, der auch nur in die Nähe der Feier kommt. "Da braucht man ja gar keine Einladung schreiben", stellt der fast zehnjährige Tim fest. Die Dritt- und Viertklässler sind von Anfang an aufmerksam dabei. Kein Wunder: Ibou schauspielert sich durch das Klassenzimmer, Gestik und Mimik sind comedyreif. "Nein, ich hab keinen Bock", ruft er laut und verzieht die Lippen zu einem Schmollmund. Großmutter als beste Geschichtenerzählerin

Die Arme über der Brust verschränkt, ahmt er ein trotziges Kind nach. Im nächsten Moment streckt er die Hände flehend zur Decke. "Mehr, Gott, schick mehr Eis." So hat Ibou zum ersten Mal Hagel in Afrika erlebt. Der Schalk blitzt aus seinen Augen.Er schafft es, die Kinder mitzureißen. Da wird getrommelt, gesungen und Pantomime gespielt. Die Kinder sollen afrikanische Haustiere wie Affen, Schildkröten oder Papageien nachahmen. Vor allem aber wird viel gelacht.Im zweiten Teil der Lesung stellt Ibou sein neues Buch "Amadou ma Amadou" vor. Darin erzählt er Märchen aus dem Senegal. Viele davon kennt er von seiner Großmutter, der "besten Geschichtenerzählerin im ganzen Land". An diesem Vormittag geht es um drei Männer, die eine Prinzessin erobern wollen. Jeder hat eine bestimmte Fähigkeit. Die kann er aber nur mit Hilfe eines der anderen beiden einsetzen. Wen soll die Prinzessin also wählen? "Den Ersten", rufen ein paar Kinder. "Nein, den Zweiten", sagen andere. Wen die Prinzessin am Ende nimmt, bleibt in Ibous Märchen offen. Doch statt mit "Und wenn sie nicht gestorben sind" endet die Geschichte am Meer. "Das Meer ist Wissen", erklärt Ibou.Als die Märchenstunde vorbei ist, wollen die Kinder den Autor gar nicht gehen lassen. "Zugabe", rufen sie. Doch Ibou muss weiter. Noch bis Ende des Monats tourt er durch das Bistum Trier.

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