Im Notfall schneller Leben retten

Im Normalfall soll er die Patienten schonen und im Krisenfall wertvolle Minuten sparen: Der neue "Hybrid-OP" im Trierer Brüderkrankenhaus vereint die Behandlungsmöglichkeiten von Herzkatheterlabor und Operationssaal. Die Anlage ist ein Prototyp in Deutschland - jetzt ist sie eingeweiht worden.

Trier. Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Trier hat seinen neuen Hybrid-Operationssaal in Betrieb genommen. Der offiziellen Einweihung war ein mehrwöchiger Testbetrieb vorausgegangen. Der Operationssaal vereint durch seine besondere technische Ausstattung zwei zuvor getrennte medizinische Behandlungstechniken. In ihm werden vor allem kardiologische Eingriffe wie das Einsetzen von künstlichen Herzklappen und Stabilisatoren der herznahen Blutgefäße vorgenommen. Den Patienten verspricht das Krankenhaus damit noch bessere Behandlungsergebnisse.
Schonenderes Verfahren


Bislang fanden Eingriffe dieser Art in einem der Herzkatheterlabore des Brüderkrankenhauses statt. Darunter sind Behandlungsräume gemeint, zu deren Ausstattung vor allem Geräte für bildgebende Verfahren wie die Gefäßmedizin gehören.
Bei einem solchen Eingriff führt der Kardiologe eine Sonde, den Katheter, durch die Blutbahn des Patienten zum Herzen, um dort beispielsweise eine neue Herzklappe einzusetzen. Um die Position des Katheters zu kontrollieren, ist er auf hochauflösende Bilder der Blutgefäße angewiesen.
Für den Patienten bietet die Behandlung im Hybrid-OP Vorteile, da dort schonendere Behandlungsverfahren möglich sind. Die moderne Anlage kommt mit einer geringeren Strahlendosis aus, um die Blutgefäße abzubilden. Auch die Menge des chemischen Kontrastmittels, das zuvor verabreicht werden muss, sinkt. Dadurch wird etwa die Leber deutlich weniger belastet als bei konventionellen Eingriffen. Das schont die Patienten, die in der Regel 70 Jahre und älter sind.
Auch im Krisenfall soll der Hybrid-OP helfen: "In etwa drei Prozent aller Fälle kommt es zu Komplikationen, dann müssen wir einen Herzchirurgen hinzuziehen", sagt Dr. Karl Eugen Hauptmann, Chefarzt der Kardiologie im Brü derkrankenhaus. In diesen Fällen ist meist ein chirurgischer Eingriff erforderlich. Da dieser aber nur in einem Operationssaal vorgenommen werden kann, in dem höhere Hygienestandards gelten, musste der Patient bislang aus dem Katheterlabor dorthin gebracht werden. Im Hybrid-OP entfällt dieser Transport, der für den Patienten immer ein Risiko birgt. Operationen am Herzen können nun vor Ort vorgenommen werden.
Der Hybrid-OP vereint dazu beide Ausstattungen: Er verfügt über ein hochauflösendes Gerät zur Untersuchung von Gefäßerkrankungen, das fest im Raum installiert ist und bietet gleichzeitig den größtmöglichen Hygienestandard eines klassischen OP. Das ist schwieriger als gedacht: "Die Herausforderung bei der Konstruktion des Hybrid-OP war es, die erforderlichen Geräte so einzubauen, dass sie die besondere Luftströmung im Operationsfeld nicht behindern", sagt Hauptmann. . Gemeinsam mit den Ärzten des Brüderkrankenhauses hat das Unternehmen Philips über zwei Jahre hinweg ein deckengelagertes Schienensystem entwickelt, das die Anlage flexibel trägt und gleichzeitig die vorgeschriebene Luftströmung im Operationsbereich nicht behindert. Der Hybrid-OP im Brüderkrankenhaus ist damit der erste seiner Art in Deutschland. "Die Anlage ist ein Referenzobjekt für alle weiteren Hybrid-OPs", sagt Uwe Hubrig von Philips.
In der vierwöchigen Testphase haben Hauptmann und sein Team bereits 20 neue Herzklappen eingesetzt. Bis zum Ende des Jahres werden es voraussichtlich 130 sein. Die Kosten für Bau und Entwicklung des OPs betrugen nach Angaben des Krankenhauses 3,8 Millionen Euro.

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