Im Schulden- Schlaraffenland

Kürzlich schien es mir, als hätte ich Peter Zwegat gesehen. Er saß am Steuer eines Autos und fuhr durch Trier. Sicher war das nur eine Verwechslung. Aber: Warum sollte er nicht auch bei uns zu tun haben?

Schulden werden überall gemacht, und er ist der berühmteste Fernseh-Schuldnerberater Deutschlands, wird von seinem Sender RTL überall dorthin geschickt, wo die Not am größten ist: "Raus aus den Schulden"!

Mit etwas Hilfe als Gegenleistung lässt sich aus der Misere anderer gute Quote machen. Deshalb kann er es wiederum gar nicht gewesen sein, denn dann hätte Peter Zwegat in Berlin eine dicke Nuss zu knacken. Auch wenn seit einiger Zeit gefühlt eine Milliarde Euro gar nicht mehr so viel ist wie früher. Das wäre ein Quotenbringer. Ritsch, ratsch, ritsch. Der dicke rote Filzschreiber Zwegats quietschte über das Papier, die Nullen und Posten der monatlichen Ausgaben purzelten nur so herunter. Seine Lippen würden immer dünner. Seine Fragen immer spitzer. "Warum haben Sie das nicht früher gesehen?", Angela Merkel und Peer Steinbrück hielten sich an der Hand. Der Finanzminister nestelte während der Lagebesprechung an seiner Krawatte. Die Kanzlerin würde vor lauter Aufregung ins Uckermärkische verfallen. "Und jetzt, in dieser Situation, wollen Sie noch mehr wagen?", würde der spröde Fachmann herauspressen. Sein nicht vorhandenes Temperament drohte mit ihm durchzugehen …

Natürlich alles Quatsch: Peter Zwegat würde sich nie wagen, einem Staat die Schulden vorzurechnen, da braucht es mehr Überblick, mehr als ein paar Aktenordner voller Rechnungen. Kanzlerin und Finanzminister gehörten auch nicht in diese Situation, sie versuchen ja zu retten, was... Gab es eigentlich keinen amerikanischen Peter Zwegat, der Hinz und Kunz und den Banken von Alaska bis Hawaii erklärt hat, dass sich nur mit nix kein Haus finanzieren lässt? Ein Schlaraffenland für jeden Schuldnerberater, Traumquoten für jeden Sender - und kaum vorzustellen, was Merkel, Steinbrück und uns allen erspart geblieben wäre.

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