Im Sommer wird's im Tierheim eng

Trier · Nach Schätzungen des Deutschen Tierschutzbunds kommen jedes Jahr in den Sommermonaten 70 000 herrenlose Haustiere in die deutschen Tierheime. Auch im Tierheim Trier gab es viele Neuankömmlinge. In diesem Sommer wurden besonders viele kleine Hunde und Katzen ausgesetzt.

 Fox-Terrier Raphael, hier mit Gisela Kohr vom Tierheim Trier, ist ein Fundtier. Er wurde benannt nach dem Raphaelshaus in Trier-West, vor dem er erst vor wenigen Tagen gefunden wurde. TV-Foto: Lisa Bergmann

Fox-Terrier Raphael, hier mit Gisela Kohr vom Tierheim Trier, ist ein Fundtier. Er wurde benannt nach dem Raphaelshaus in Trier-West, vor dem er erst vor wenigen Tagen gefunden wurde. TV-Foto: Lisa Bergmann

Trier. Fox-Terrier Raphael flitzt über die sommerlichen Wiesen rund um das Tierheim in Trier-Zewen. Vor einigen Wochen wurde der Hund vor dem Raphaelshaus in Trier-West gefunden - keine Spur von seinen Besitzern. Das Tierheim nahm den Vierbeiner auf. Er ist nur einer von zahlreichen Hunden, die während der zurückliegenden Ferienwochen in der Einrichtung untergebracht wurden.
30 Katzen neu im Tierheim


Zuwachs gab es auch bei den Katzen. Allein 30 Tiere fanden seit Anfang Juli Asyl im Tierheim, darunter ein Muttertier mit vier Jungen. Fünf nur wenige Tage alte Kätzchen wurden in einer Plastiktüte ausgesetzt gefunden. Bei Katzen sei es immer schwierig zu sagen, ob sie ausgesetzt wurden oder schlicht entlaufen seien, sagt Tierpflegerin Jana Grever. "Aber bei diesen 30 Tieren vermuten wir, dass sie dauerhaft bei uns bleiben werden, weil sie vom Besitzer nicht mehr gewollt sind."
Etwas positiver sieht die Bilanz dagegen bei den Hunden aus. Von 17 Hunden, die in diesen Sommerferien gefunden wurden, sind bereits zwölf von ihren Besitzern abgeholt worden.
Der große Betrieb in den Sommermonaten bringe auch erhebliche Zusatzkosten und einen Mehrbedarf an Mitarbeitern mit sich, der nicht gedeckt werden könne. Das Heim brauche in der Urlaubszeit eigentlich ein bis zwei Mitarbeiter zusätzlich oder "zumindest einige ehrenamtliche Helfer", sagt Grever. "So bleibt die zusätzliche Arbeit den Tierpflegern überlassen."
Kosten entstehen für das Tierheim vor allem durch die tierärztliche Versorgung, die Fund-, aber auch abgegebene Tiere häufig bei ihrem Einzug ins Heim benötigen.
Kosten oft die Ursache


Allerdings scheinen die ausgesetzten Tiere nicht ausschließlich ein Problem in der Urlaubszeit zu sein: "Fundtiere haben wir ganzjährig, nicht nur in den Sommerferien", sagt Gisela Kohr, Pressesprecherin des Trierer Tierheims. "Häufig ist das Problem weniger der anstehende Urlaub, sondern vor allem ein finanzielles." Die Leute machten sich im Vorfeld nicht klar, was zum Beispiel ein Hund koste, sagt Kohr. Hundesteuer, Tierarztkosten und Verpflegung seien für viele einfach nicht aufzubringen, so sähen sie nur den Ausweg, dass Tier auszusetzen. "Einen Hund zu halten ist heutzutage fast schon ein Luxus." Raphael hofft derweil trotzdem, dass sich sein Besitzer meldet oder aber ein neues Zuhause für ihn gefunden wird.Extra

Nicht nur in den Sommerferien, sondern ganzjährig bietet das Tierheim Trier kostenlos die Vermittlung von Tiersittern für den Urlaub an. Damit beteiligt es sich an der Aktion "Nimmst du mein Tier, nehm\\' ich dein Tier", die der deutsche Tierschutzbund bereits vor zehn Jahren initiierte. Wer eine Betreuung für seinen Vierbeiner braucht, kann sich unter der Telefonnummer 0651/7516645 anmelden. Das Tierheim schlägt dann einen Freiwilligen vor, der das Tier vorübergehend hüten kann. Wer selbst kein Tier hat, aber gerne für die Dauer eines Urlaubs eines aufnehmen möchte, kann sich ebenfalls hier melden. lbe

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