"Im Tierheim läuft alles wie immer"

Nächstes Kapitel im Vereinsstreit: 543 Mitglieder des Trie-rer Tierschutzvereins haben eine außerordentliche Mitgliederversammlung beantragt. Der alte erste Vorsitzende Leopold Kornberg verspricht sich davon Vorstandsneuwahlen.

 An der Tierpflege hat sich auch unter dem neuen Vorstand des Tierschutzvereins nichts geändert. Unser Foto zeigt Tierpflegerin Daniela Kuenzel mit einem Schützling. TV-Foto: Friedemann Vetter

An der Tierpflege hat sich auch unter dem neuen Vorstand des Tierschutzvereins nichts geändert. Unser Foto zeigt Tierpflegerin Daniela Kuenzel mit einem Schützling. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. (woc) Zusammen mit seinem Anwalt hat Leopold Kornberg die Unterschriften dem neuen Vorstand des Trierer Tierschutzvereins übergeben. Ein gutes Drittel der 1500 Vereinsmitglieder hat eine außerordentliche Mitgliederversammlung beantragt. Per Rundschreiben hatte Kornberg die Mitglieder zur Unterschrift aufgefordert. Sein Ziel: Vorstandsneuwahlen - nur gut sechs Wochen, nachdem die neue erste Vorsitzende Anne Wasiak ins Amt gehoben worden ist. Hintergrund ist ein seit Ende Juni schwelender Streit um Kompetenzen, Tierpflege und Vereinsarbeit zwischen Mitgliedern des alten Vorstands und dem neuen Vorstand (siehe Hintergrund).

"Uns liegen genau 543 Unterschriften vor", bestätigt Rolf Schichel, neuer kommissarischer zweiter Vorsitzender. "Jetzt prüfen wir, ob die Unterschriften auch alle tatsächlich zu Mitgliedern des Vereins gehören." Beantragt ein Drittel der Vereinsmitglieder eine außerordentliche Mitgliederversammlung, dann muss der Vorstand diese laut Vereinssatzung einberufen. Weil jedoch die Prüfung der Unterschriften noch nicht abgeschlossen sei, sei noch offen, wie die Tagesordnung dieser Versammlung aussehen werde. "Das werden unsere Anwälte entscheiden", erklärt Schichel. Geplant ist die Sitzung für Anfang Oktober.

Im Tierheim läuft derzeit nach Aussagen beider Parteien "alles wie immer". Anders als von Kornberg, Tierheimleiter Andreas Lindig und anderen Tierpflegern befürchtet, hat sich der neue Vorstand bislang nicht in Belange der Tierpflege eingemischt. "Bis auf Kleinigkeiten wurden keine Änderungen veranlasst", bestätigt Lindig. "Wir können ungehindert unserer Arbeit nachgehen und dafür sorgen, dass es den Tieren an nichts fehlt."

"Wir haben ja immer gesagt, dass bei der Tierpflege alles so bleibt, wie es ist", betont Schichel, der bei den Vorstandswahlen ohne Gegenkandidat zum zweiten Beisitzer nominiert worden war. Weil der eigentlich gewählte zweite Vorsitzende allerdings sein Amt nicht antreten wollte, ernannte der übrige neue Vorstand Schichel gemäß Satzung zum kommissarischen zweiten Vorsitzenden.

Mitarbeiter zahlen Tierarzt-Kosten zurück



Bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung müsste Schichel bestätigt oder jemand anderes neu gewählt werden. Auch eine Aussprache wird wohl auf der Tagesordnung stehen. Dann könnte Kritik des neuen Vorstandes am alten Vorsitzenden auf den Tisch kommen: "Herr Kornberg hat Mitarbeitern des Tierheims jahrelang gewährt, dass diese ihre eigenen Tiere auf Rechnung des Vereins von der angestellten Tierärztin behandeln lassen", erklärt Ralf Borkam, alter und neuer Kassenwart des Vereins. "Dadurch hat er riskiert, dass das Amtsgericht uns unsere Gemeinnützigkeit aberkennt", sagt Borkam. Auf TV-Anfrage erklärt Kornberg, dass man so die vielen Überstunden der Tierheim-Mitarbeiter ausgeglichen habe. "Steuerrechtlich ist das allerdings nicht möglich", hält Borkam dagegen. Mittlerweile ist die Sache abgeschlossen: Die Mitarbeiter mussten insgesamt mehr als 1000 Euro an den Verein zurückzahlen. Extra Streit der Tierschützer: Um Macht, Ideologien und gegenseitige Kompetenz-Zweifel dreht sich der Streit zwischen den beiden Lagern des Trierer Tierschutzvereins. Die Anhänger des alten Vorsitzenden Leopold Kornberg und die Mitarbeiter des Tierheims haben Angst, dass sich der neue Vorstand in die Tierpflege einmischen und den Verein nicht kompetent führen könnte. Der neue Vorstand wirft dagegen dem alten Vorstand intrans parentes und engstirniges Verhalten vor. Beide Seiten haben Anwälte eingeschaltet. Dem Verein entstehen dadurch keine Kosten. "Unsere Anwälte bezahlt unsere Rechtschutzversicherung", sagt der zweite Vorsitzende Schichel. Das Tierheim, das vom Verein getragen wird, habe durch den Zwist ebenfalls keinen Schaden genommen. "Seit der Wahl haben wir 22 neue Mitglieder gewonnen und 15 sind ausgetreten und rund 20 Prozent mehr Spenden eingenommen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres", erklärt die neue Vereins pressesprecherin Nadja Massierer. (woc)

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