Im Vakuum von Raum und Zeit

TRIER. (mew) Fotografie ist die naturgetreue Abbildung der Wirklichkeit. Diese Charakteristik durchbricht der Trierer Künstler Daniel Schieben mit seinen Fotografien. Mit einem eigens entwickelten Verarbeitungsmechanismus "raubt" er seinen Motiven die Gesichter, macht sie zu Wesen ohne Wiedererkennungseffekt, die er in Alltagssituationen mit seiner Kamera eingefangen hat – ein Spiel mit Unkonkretem und Konkretem.

"Hast du kein Geld mehr für Passepartouts und Rahmen?" Die Reaktionen auf seine Ausstellungsserie "In der Verborgenheit wartend" sind teilweise recht provokativ. Doch Daniel Schieben begegnet diesen mit Humor und stellt zugleich fest: "Die Fotografie befindet sich im Wandel, sie geht über in ein digitales Medium." Diesem Wandel hat auch er sich mittlerweile unterworfen. Obwohl der 26-Jährige in seiner nunmehr fünfjährigen Ausstellungskarriere lange Zeit ein Verfechter der traditionellen Fotografie war, arbeitet er nun mit einer digitalen Spiegelreflexkamera. Dieser entlockt er ungewöhnliche Bilder, die einen zweiten, vielleicht auch dritten Blick erfordern. Im ersten Moment sehen die sehr hellen Hochglanzbilder, die auf Holzspanplatten ihre Wirkung entfalten, so aus, als seien sie schlichtweg überbelichtet. Details sind verwischt, beinahe ausradiert. Es sind die Umrisse, die erahnen lassen, was hinter diesem Hauch des Unkonkreten steckt. "Ich wollte eine Ausstellung machen, die das Unvollkommene darstellt", erklärt der Fachkaufmann für Wohnungsverwaltung. Sein Ziel besteht darin, das Perfekte infrage zu stellen. Seine Bilder bewegen sich, wie er es beschreibt, "in einem zeitlichen und räumlichen Vakuum" - eine ungewöhnliche, aber Fantasie anregende Angelegenheit, die einen großen Interpretationsspielraum eröffnet. Wer sich auf dieses Spiel einlassen möchte, kann dies jeden Samstag von 14 bis 17 Uhr in der Sichelstraße 15 tun. Die Ausstellung läuft bis zum 10. Juni.

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