Immer anders, immer gleich

TRIER. Jede Stadt ist anders, das ist gerade das Schöne. Und doch freut man sich, wenn man in der Fremde auf Vertrautes trifft. Wie einen Bolzplatz. So wurde einer von ihnen zu meinem Lieblingsort in Trier.

Bolzplätze sind überall gleich. Ich habe mich auf ihnen immer wohl gefühlt, ob in meiner Heimatstadt oder auf Reisen nach Italien und Griechenland. Deshalb mache ich mich an einem meiner ersten Wochenenden in Trier auf den Weg zum Sportplatz der Universität. Es ist Sonntagnachmittag. Der Wind bläst streng auf den Höhen über dem Moseltal. Die Asche staubt bei jedem Schritt, die Schuhe färben sich rot. Ich bin froh, auf vier Gleichgesinnte zu treffen, und so spielen wir an diesem trüben Nachmittag zu fünft Fußball, besser gesagt, wir "kicken". Wegen der ungeraden Anzahl der Akteure wird "Zwei gegen Zwei" auf ein Tor gespielt - eines meiner Lieblingsspiele, das wahrscheinlich auf der ganzen Welt nach den gleichen Regeln abläuft. Wir schreien und gestikulieren, die Stimmung ist ausgelassen, besonders schöne Tore werden mit Beifall belohnt, man klatscht mit dem Mitspieler ab. Vom benachbarten Wohnheim kommt eine Gruppe amerikanischer Studenten auf uns zu, unter ihnen - auf deutschen Bolzplätzen eine Ausnahme - auch Mädchen. "Machen wir ein Spiel?", fragen sie mit starkem Akzent. Natürlich! Tore werden getragen und an den richtigen Stellen aufgestellt, Seitenauslinien vereinbart, Mannschaften eingeteilt und diskutiert, wer denn nun die unbeliebte Position des Torhüters auszufüllen hat. "Wir wechseln durch!", schlage ich vor. Ein munteres Spiel entwickelt sich. Ich spüre Bolzplatzatmosphäre. Wie ich das liebe! Das Gefühl der Zusammengehörigkeit, ohne viele Worte einfach zusammen etwas zu tun. Wer mitspielt, ist akzeptiert. Das fußballerische Können der Mädchen verwundert einige Mitspieler: "Die Rothaarige da spielt gar nicht so schlecht!" Lächelnd fügt er hinzu: "Für ein Mädchen, meine ich." Er hat Recht. Nach einer guten Stunde beenden wir unser Spiel, es war hart umkämpft. Das Ergebnis ist nicht wichtig an diesem Nachmittag. Es ging mir um Abwechslung auf den immer gleichen Plätzen, darum, die altbekannten Rituale mit neuen Menschen zu genießen. Und während ich noch auf dem Heimweg mit dem Wind kämpfe, weiß ich schon, dass ich nächsten Sonntag wieder auf dem Platz stehen werde. S Bileam Bader studiert Medienwissenschaft. Sein Artikel entstand bei einem gemeinsamen Projekt von Universität Trier und Trierischem Volksfreund.

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