Theater Ein wahres Feuerwerk in der Tuchfabrik
Trier · Beim ersten Trierer Improtheater-Festival gab es abwechslungsreiches Programm, versierte Spieler und 400 Zuschauer .
Ein Mord auf einem Kreuzfahrtsschiff. Drei Verdächtige. Alle haben ein Motiv. Das Publikum entscheidet durch Applaus, welcher Charakter sterben muss – und rätselt mit, welche Figur die Schiffsärztin mit einer Stricknadel erstochen hat. Die Spieler der Improtheatergruppe SponTat entwerfen die gesamte Geschichte aus dem Stegreif in Zusammenarbeit mit den Zuschauern: den Tatort, die Mord-Vorgehensweise, die Figuren. Zwischendurch sorgen schräge Kostüme und abstruse Versuche der Figuren, den Mord aufzuklären, für Publikumslacher. Ein Musiker untermalt den Krimi live mit improvisierten Gitarrenklängen. So bleibt es spannend bis zur letzten Minute.
Mit der improvisierten Show „Bei Zuruf: Mord 2.0“ eröffnete SponTat das erste Trierer Improtheater-Festival. Vier Tage lang feierte die Gruppe mit Shows, einem Workshop und Gastspielern aus Trier und Berlin ihr Jubiläum in der Tuchfabrik Trier. Knapp 400 Karten wurden verkauft. Die Resonanz ist durchweg positiv: „Ich finde es beeindruckend, wie schnell die Spieler mit dem Publikum interagieren, ohne logische Fehler in die Storyline einzubauen“, findet Hannah Remmel aus Saarburg. Sie und ihre Freundin Maribel Pütz besuchten beim Festival zum ersten Mal eine Vorstellung von SponTat. Ein anderer Zuschauer sagt: „Ein Improabend mit SponTat ist immer witzig und sorglos, man kann einfach mal abschalten.“
Ebenso abgeliefert haben aber auch die Berliner Kollegen der Improtheater-Gruppe Die Gorillas, die zum Festival nach Trier gereist waren: Der versierte Keyboarder verausgabte sich regelrecht an seinem Instrument und zauberte blitzschnell und cool die passenden Geräuschkulissen und Sounds aus dem Hut: Zu einer Szene auf einem Campingplatz spielte er Vogelgezwitscher ab, eine rockige Gesangseinlage unterlegte er mit verzerrter E-Gitarre. Beeindruckend war auch die improvisierte Oper der Gorillas: Die Berliner Spielerinnen besangen in Arien und Duetten virtuos und im klarsten Sopran die vom Publikum bestimmten Themen „Reichtum und Unsterblichkeit“. Die Musiker beider Gruppen begleiteten den Gesang mit passenden Streicher- und Spinettklängen.
Überhaupt ergänzten sich Gorillas und SponTäter sowohl musikalisch als auch schauspielerisch hervorragend und harmonierten auf der Bühne, als hätten sie schon immer zusammen gespielt. Und das, obwohl es kurzfristig personelle Änderungen gab. Eine Spielerin der Gorillas sei spontan eingesprungen. Sie und die Trierer Mimen hätten sich erst beim Festival kennengelernt. Das ließen sie sich aber nicht anmerken. Gemeinsam brachten sie ein echtes Improtheater-Feuerwerk auf die Bühne der Tufa. Ein Mitglied der Gorillas probierte sich sogar im Trierer Platt aus, als sie „Gromberen“ von der Erde aufsammelte. Spätestens als im improvisierten Fernsehreport „Das Drama mit dem Lama“ die Tiere Sirtaki tanzten, lachte sich das Publikum kringelig. Eine Zugabe griff die besten Szenen des Abends noch einmal auf.
„Wir sind ganz beseelt“, sagt Spontäter Stephan Vanecek nach der Impro-Fusion mit den Gorillas. Nach dem großartigen Erfolg wollen er und seine Kollegen unbedingt ein weiteres Festival auf die Beine stellen. Vanecek sagt: „Was wäre ein erstes Improtheater-Festival ohne ein zweites?“
Ab dem 15. Mai spielt SponTat im Kasino am Kornmarkt das neue Improtheater-Format „Bei Zuruf: Imperator!“ zur Sonderausstellung „Der Untergang des Römischen Reiches“. Tickets sind erhältlich per E-Mail an info@spontat.de