In 1096 Tagen um die Welt

TRIER. Drei aufregende Jahre stehen Uta Pavlicek bevor. Denn die junge Frau steht in den Startlöchern, um sich als Schreinergesellin auf Wanderschaft quer durch Deutschland und Europa zu machen. Im dritten Jahr möchte sie den Sprung über den großen Teich wagen und Amerika erobern.

"Ich bin nur ein armer Wandergesell": Mit dem "Vetter aus Dingsda" - aus der gleichnamigen Operette - hat Uta Pavlicek nichts am Hut. Andererseits weiß die 24-Jährige, dass sie in den "drei Jahren und einem Tag" ihrer Wanderschaft keine finanziellen Reichtümer anhäufen kann. Aber dies ist nicht Sinn und Zweck ihres Vorhabens. Sie will die Welt der Schreiner an vielen unterschiedlichen Orten kennen lernen. Wenn Geld für Kost und Logis (und ein bisschen mehr) dabei herausspringen, sei das völlig okay. "Reiche Erfahrungen fürs Leben" hingegen verspricht sich die 24-Jährige, die das künstlerische Schreinern (zum Beispiel Intarsien) bevorzugt, von den 1096 Tagen in der Fremde. "Jetzt gilt's! Sonst klappt es nie", energisch fasste die erfolgreiche Schreinergesellin (sie erhielt erst kürzlich den Sonderpreis der Interbook Buchhandlung) ihren Entschluss. Auf das Schreiner-Handwerk hält sie große Stücke und glaubt, so ihr berufliches Glück zu finden. Zuerst hatte sie Philosophie und Theaterwissenschaften studiert, brach ihr Studium aber ab, "weil ich mehr und mehr einsah, dass ich dabei in meiner persönlichen Entwicklung nicht weiter kommen werde". Ledig, nicht über 30 Jahre, keine Schulden

Die Internet-Recherche nach einer Schreinerausbildung führte die gebürtige Hohensteinerin schließlich ins Trierer Land. "Eine tolle Gegend", schwärmt Uta Pavlicek, nachdem sie Trier und die nähere Umgebung erkundet hatte. Die Vorbereitungen auf ihre in wenigen Wochen beginnende Wanderschaft betreibt sie mit Akribie. "Was nehme ich mit, was lasse ich daheim", sind elementare Fragen, denn sie weiß: "Das Gepäck trägt mir keiner". Die Wandersfrau auf dem Sprung erfüllt die drei unumstößlichen Voraussetzungen, um sich - der Tradition folgend - auf den Weg zu machen: "ledig, nicht über 30 Jahre, keine Schulden". Nach ersten Etappen in Mitteldeutschland will sie die Weihnachtszeit im Erzgebirge verbringen und anschließend Deutschlands Süden bereisen. Ihr Startkapital sind Null Euro. Ein Handy kommt nicht ins Gepäck. Telefonieren - "Wenn es denn sein muss"- werde sie ganz klassisch aus der Telefonzelle. Außerdem: "Der Buschfunk funktioniert." Den größten Teil möchte Uta Pavlicek zu Fuß zurücklegen, immer eisern das Gebot vor Augen, nicht näher als 50 Kilometer an ihre ostdeutsche Geburtsstadt heranzukommen. Diese Bannmeile gelte auch für Trier, weil "Trier ein Stück Heimat für mich geworden ist." Ost- und Süd-Europa sollen im zweiten "Walz-Jahr" folgen und - als krönender Abschluss - Amerika und Südamerika im dritten Jahr. Als sie ihre Eltern vor vollendete Tatsachen stellte, "waren die nicht gerade begeistert gewesen". Später habe ihr Vater zugegeben, dass er so etwas in jungen Jahren auch immer machen wollte. Beherzigen möchte Uta Pavlicek einen Grundsatz: "Verlasse den Ort so, dass ein anderer wiederkehren kann." Die "Eindrücke, Momente und Begegnungen" ihrer Walz werde sie in einem Tagebuch festhalten und später vielleicht sogar ein Buch darüber schreiben. Ihre Wanderjahre als "Altgesellin" will sie dann einer jungen Interessentin mit auf den Weg geben.

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