In 72 Stunden die Welt ein bisschen besser gemacht
Schweich/Kasel · "Uns schickt der Himmel": So lautet das Motto der größten Sozialaktion des Bundes der deutschen katholischen Jugend (BDKJ). Mehr als 300 Jugendliche aus den Verbandsgemeinden Trier-Land, Schweich und Ruwer haben daran teilgenommen und soziale, kulturelle und ökologische Projekte gestemmt.
Schweich/Kasel. "Tolle Tage gehen mit tollen Bildern und viel Begeisterung zu Ende." Roland Hinzmann, Pastoralreferent im Dekanat Schweich-Welschbillig, ist - was sonst eher selten vorkommt - sprachlos. Seine Eindrücke bei der Rundreise zu den unterschiedlichen Projektgruppen, die sich - wie überall im Land - 72 Stunden lang in den Dienst einer guten Sache gestellt haben, haben seine Wunschvorstellungen bei weitem übertroffen. "Unglaublich, was die hier geschafft haben!"
Man hört das geschäftige Hämmern und geschwätzige Plaudern entlang des Ruwer-Hochwald-Radweges schon von weitem. Mehr als 40 Jugendliche und mindestens genau so viele Erwachsene des Jugendrings Kasel sind dabei, das Umfeld des Boule-Platzes zu gestalten.
Geld fürs Hofkehren
Ruben, Alex, Max und David machen gerade Pause. Mehr als 100 Schubkarren Hackschnitzel haben sie schon auf dem Boden verteilt. Jetzt wird das Insektenhotel gebaut. Die Klanghölzer sind schon aufgehängt, die Regenrohre werden gerade von Gero, Marie und Ella bemalt.
"Das Coolste aber ist unsere Moos-Graffiti-Wand! Die sieht einfach klasse aus." Und die sechsjährige Ella meint: "Am Allerschönsten war es hier, weil sich immer irgendwer von den Großen um uns Kleine gekümmert hat."
Die Betreuer, allen voran Lisa und Paul Neumann, sind mehr als zufrieden. Zum zweiten Mal haben sie bei der 72-Stunden-Aktion mitgemacht. Beim ersten Mal vor vier Jahren ist der Boule-Platz entstanden und jetzt eine ganze Freizeitanlage samt Barfußpfad.
In Kenn haben die Messdiener eine Grillhütte mitten im Wald gebaut und dafür bei Unternehmen 7000 Euro aufgetrieben. "Wenn sie uns Geld spenden, kehren wir ihren Hof oder machen andere Arbeiten für das Unternehmen, da, wo sie uns brauchen können." Prompt gingen Spenden ein. Auch in Mehring haben die Messdiener viele zusammengetrommelt, um einen Barfußpfad anzulegen, ein Tretbecken zu renovieren und ein Stück Bachlauf zu renaturieren.
Achtsames Miteinander
Die Pfadfinder in Föhren haben ein Beet im Park an der Schule angelegt und eine Skulptur zur deutsch-französischen Freundschaft geschweißt. Die Wilden Hühner vom Haus auf dem Wehrborn sammeln alte Rezepte und interviewen dazu mehr als 20 ältere Mitbürger vom Seniorentreff Butzweiler. Überall, von Orenhofen bis Schillingen, von Schweich bis Schöndorf, wird gebaut, gewerkelt, werden Ideen ausgetüftelt.
So auch im Reli-Grundkurs des Schweicher Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums. Hier haben es die Schüler geschafft, für ihre Idee eines "Brothakens" ("Du kaufst ein Brot, bezahlst für zwei und hängst einen Zettel an den Brothaken, damit sich der ein Brot mitnehmen kann, der nicht das Geld dazu hat") gleich fünf Geschäfte in Schweich zu mobilisieren. "Die helfen jetzt dabei mit, an die in unserer Gesellschaft zu denken, die nicht auf der Sonnenseite leben", wie es die Elftklässler, die den Flyer gestalten, formulieren.
Für den 40. Geburtstag der Levana-Schule haben sich die Firmlinge aus Schweich, Bekond und Föhren die Fahnenparade ausgedacht. 26 kleine und vier große Fahnen haben sie in 72 Stunden gemeinsam mit den Levana-Schülern genäht und bemalt. "Die werden jetzt vor unserer Schule aufgestellt und auf dem Weg zu den anderen im gesamten Schulzentrum Schweich."
Anne, Nicole, Sandra und Denise haben die Tage als "sehr nützlich" empfunden. "Es macht Spaß, sich so zu engagieren. Es kommt was bei rum." Gemeindereferentin Rita Hesseler und Lehrerin Erika Roos schwärmen vom "guten Geist", der überall spürbar gewesen sei. "Das war ein so achtsames Miteinander. Wirklich gelebte Inklusion." Und draußen auf dem Hof, wo die Fahnen aufgestellt werden, summen ein paar den Song der 72-Stunden-Aktion mit: "Wo du hilfst und Gutes tust, liegt der Himmel in deiner Hand".
