In der Seelen-Apotheke
TRIER-WEST. "Seelen-Apotheke" steht in ein Holzschild geschnitzt an der Tür zum Reich von Herbert Kortzeborn. Sein Reich ist seine Bibliothek, in der der ehemalige Parkettlegermeister über 1000 Bücher zusammengetragen hat. Hier tüftelt er seit seiner Pensionierung an seiner Autobiographie.
Die "Seelen-Apotheke" ist ein besonderer Raum im Haus von Herbert Kortzeborn. Denn der Besucher steht nicht nur inmitten maßgeschneiderter Bücherregale, sondern auch auf dem Meisterstück Kortzeborns. Das dreiteilige Flechtboden-Parkett ist der Stolz des 72-Jährigen, der 1965 damit seine Meisterprüfung bestand. Geschäft übernehmen? Bloß nicht!
Gelernt hat Kortzeborn sein Handwerk bei seinem Großvater, führte die Tradition des Parkettverlegens in der vierten Generation weiter. Er machte sich selbstständig - ein mutiges und auch mit finanziellem Risiko verbundenes Unterfangen. Denn zu dieser Zeit war Parkett "ein Bodenbelag, der nicht gefragt war", die Menschen richteten sich lieber mit Teppich- oder Kunststoffböden ein. Deshalb machte Kortzeborn eine Zusatzausbildung zum Kunstoffbodenverleger. In vielen Privathäusern verlegte Korteborn trotzdem die kleinen Holzstäbchen in immer neuen Mustern, auch das alte Palais Walderdorff stattete er vor der Renovierung damit aus. Gefragt war Kortzeborn auch fast 25 Jahre lang als vereidigter Sachverständiger bei der Handwerkskammer. "Aber das habe ich aufgegeben, denn das ist ein sehr undankbares Geschäft. Mit einem hat man es sich immer verdorben", erinnert er sich, entweder mit einem Kunden oder mit einem Kollegen. Als seine Tochter den Wunsch äußerte, das Handwerk des Vaters zu erlernen, riet Kortzeborn vehement ab. Über 47 Jahre hat er in seinem Beruf gearbeitet. Ein schwerer Beruf, bei dem man viel Zeit auf den Knien zubringt. "Man sagt, als Parkettverleger braucht man nicht in die Kirche gehen, weil man sowieso schon so viel knien muss." Außerdem seien Dämpfe beim Versiegeln und Staub nicht eben gesundheitsförderlich. Seine Knie machen deshalb auch keine langen Wanderungen durch die Natur mehr mit. Für die Natur interessiert sich Kortzeborn dennoch, verschlingt Bücher, hauptsächlich Sachliteratur über Insekten. Als sein Wappentier hat er sich die Biene ausgesucht, die auf einer Sonnenblume sitzt. Den Beginn für seine Bücher-Sammlung legte er 1951, als er sich als 14-Jähriger sein erstes Buch selbst kaufte, zu dem ihm sein Berufsschullehrer einen Fünfer dazu gab.Bedauern über fehlende Überlieferungen
Als pensionierter Parkettverleger wollte er dann ein eigenes Buch schreiben. Er trug Erinnerungen und Fotos zusammen und begann, sein Leben, die Kriegserfahrungen, Privates und Berufliches aufzuschreiben. "Meine Autobiographie will ich meiner Tochter und ihren Kindern vererben, damit die über meinen Werdegang informiert sind. Denn ich bedauere, dass mein Vater und Großvater nichts hinterlassen haben." Das "schöne Fotoalbum" seines Vaters habe den Krieg nicht überstanden. Deswegen illustriert Kortzeborn einige Seiten auch von Hand mit Aquarellfarben, wie er die 500 Seiten seines Buches ebenso handschriftlich füllt. Bleibt ihm dann noch Zeit, steht er in seiner kleinen Garagen-Werkstatt und bastelt mit Holz und stellt kleine Gebrauchsgegenstände wie Fußbänkchen her, die mit Einlege-Arbeiten geschmückt sind.