In manchen Kellern liegen Leichen

Trier. (bru) Premiere im Historischen Keller des Restaurants Kesselstatt: Das erste interaktive Theaterstück des Krimiautors Micha Martini wird im Rahmen des Wein- und Gourmet-Festivals zu einer "Mörderischen Auslese" – und einem großen Erfolg.

Schon der Weg in den Historischen Keller des Restaurants Kesselstatt beginnt schaurig-schön: Auf den Treppenstufen sind noch deutlich Kreideumrisse eines Körpers zu sehen, eindeutig eine Polizeimarkierung. Die Premiere des ersten interaktiven Theaterstücks von Krimi-Autor Micha Martini, bekannt durch seine Mosel-Reihe, ist ausverkauft. Kurz nach sieben werden die Gäste im Namen des Restaurants und des Veranstalters "kreativ kul tours" herzlich willkommen geheißen. Noch bevor Weinkönigin Tatjana I. das Wort ergreifen kann, geschieht es: Restaurantbesitzer Kessel bricht tot über dem Tisch zusammen. Wer bislang noch nicht wusste, was interaktives Theater ist, erfährt es nun. Schnell ist Kommissar Rigobert Baum (Klaus Gitzinger) zur Stelle. Und da das Publikum ohnehin zu den Tatverdächtigen zählt und dableiben muss, soll es auch essen dürfen. Und so kommt der erste Gang - pardon: Akt - auf den Tisch, "Delikt aus geräuchertem Lachs". Immerhin schafft man schon einmal den verblichenen Herrn Kessel (Karl-Josef Prüm) aus dem Blickfeld. Die Verdächtigen gehen von Tisch zu Tisch, erkundigen sich höflich nach der Zufriedenheit der Gäste - und nutzen die Gelegenheit, mordsmäßig über die anderen herzuziehen. So geht es denn von Akt zu Akt - oder doch von Gang zu Gang? Verdächtig sind alle. Vor dem "Attentäter-Zander" bittet Kommissar Baum das Publikum um Mithilfe. Jeder der Tische erhält ein Formular, das zu Täter, Motiv und Tathergang ausgefüllt werden soll - pro Tisch gibt es eine Stimme. Zum Glück gönnt Chefkoch Oliver Wagner dem Publikum mit "Scheiterhaufen vom Rinderfilet" nicht nur höchsten Gaumengenuss, sondern auch noch eine Gelegenheit zu ausführlichen detektivischen Erörterungen. Immer mehr Motive bringen Kommissar Baum an den Rand der Verzweiflung. "Was stimmt denn in dieser Familie überhaupt?" Witwe Emilia (Petra Willems) gibt zähneknirschend zu: "Eine Zeitlang gab es in unserer Küche keine Messer." Kurz vor dem Dessert kommt dann das Geständnis. Wer's war? Das wird nicht verraten! Nur so viel: Schauspieler und Autor Micha Martini ernten begeisterten Applaus. Und der Tisch, der der Lösung am nächsten kam, wird achtmal mit "Codex Mosel" vom Autor ausgezeichnet. Martini sitzt mit seiner Frau Birgit ganz still am Rande. "Ich habe seit drei Tagen nicht mehr geschlafen", gibt er zu. "Ich wusste einfach nicht, wie es ankommen würde." Nach diesem Erfolg ist es ganz sicher: Mord im Keller wird es wieder geben.

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