In Pfalzel liegen die Nerven blank: Verkauf der Recyclingfirma Eu-Rec weckt schlimmste Befürchtungen

Trier-Pfalzel · Harte Worte fallen im Streit um die Recyclingfirma Eu-Rec im Trierer Hafen. In Pfalzel fürchtet man den Verkauf des Betriebs an Gesellschaften in China, die dann den Betrieb hochfahren und den üblen Geruch wieder verstärken könnten. Doch OB Wolfram Leibe hat einen anderen Plan.

 Die Firma Eu-Rec.

Die Firma Eu-Rec.

Foto: privat

Triers umstrittenste Firma steht zum Verkauf, doch wer will sie haben? Die Eu-Rec GmbH im Trierer Hafen ist ein wohl bundesweit einmaliger Fall. Der Recyclingbetrieb darf nicht mehr von seinem Inhaber Willi Streit geleitet werden, denn dieser hat das Vertrauen der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord verloren. Die Landesbehörde hat Streit angewiesen, den Chefsessel zu räumen und einen Betriebsleiter einzustellen. Das ist geschehen. Die Anlage, die aus Abfallfolien Recyclingmaterial macht, läuft wieder im Vollbetrieb.

Doch seit Streit eingeräumt hat, dass er die Eu-Rec GmbH verkaufen will (der TV berichtete exklusiv am 15. September), fürchten die Menschen im benachbarten Pfalzel neue Attacken des furchtbaren Geruchs, der in den Produktionsprozessen des Recyclingbetriebs entstand und sie jahrelang quälte.
Pfalzels Ortsvorsteherin Margret Pfeiffer-Erdel, die auch für die FWG im Stadtrat sitzt, wandte sich Ende September in einer internen Mail, die dem TV vorliegt, an einen "kleinen runden Tisch", lud diesen zu einer Sitzung ein und schrieb: "Wir wollen Streit die Chance nehmen, als letztes Geschenk an Pfalzel seine Firma an irgendeine chinesische Gesellschaft zu verscherbeln, um uns weiterhin mit Gestank zu erfreuen."
Zeilen, aus denen viel Wut und große Sorgen sprechen. Der TV bittet die Ortsvorsteherin um eine Klarstellung:
"Ich habe diese Mail in der Tat verschickt", räumt Margret Pfeiffer-Erdel ein. "Natürlich können wir einen Verkauf nicht verhindern. Aber wir werden es auch definitiv nicht akzeptieren, wenn der unerträgliche Gestank wieder zum Alltag wird. Das darf auf keinen Fall geschehen."

Eine wesentlich moderater klingende Version dieser Botschaft hat die Ortsvorsteherin mittlerweile auf Facebook veröffentlicht und auch als Pressemitteilung verschickt. "Da der Besitzer des Betriebes, Herr Streit, in der Vergangenheit nur wenig Rücksicht auf die angrenzende Bevölkerung genommen hat, müssen wir davon ausgehen, dass die Auswahl eines zukünftigen Besitzers unter rein ökonomischen Interessen verläuft", heißt es darin. "Mit der Unterstützung vieler besorgter Bürger beabsichtigen wir, einen Anwalt damit zu beauftragen, die juristischen Grundlagen der Genehmigungen und Planungsgrundlagen zu überprüfen."
Pfalzels Ortsvorsteherin appelliert an die Stadt Trier und das Land Rheinland-Pfalz: "Es ist unserer Ansicht nach nicht angebracht, die Bürger von Pfalzel für in der Vergangenheit gemachte Planungsfehler büßen zu lassen." Damit meint sie die Nachbarschaft des Industriegebiets Trie?rer Hafen und des Wohngebiets in Pfalzel, die heute planungsrechtlich unmöglich wäre.

Pfeiffer-Erdels Appell an die Stadt Trier wäre wohl gar nicht nötig gewesen, denn Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) arbeitet nach TV-Informationen hinter den Kulissen mit Hochdruck an einer Lösung. "Die Stadt will das Problem innerhalb des Trierer Hafens lösen", sagt ein Insider. "Diese Lösung würde das Ende der Eu-Rec als Produktionsbetrieb bedeuten, übernommen werden dann das Betriebsgelände und die Halle." Auch der schlimme Geruch wäre damit Geschichte.

Leibe dementiert diese Informationen nicht. "Es ist wahr, wir arbeiten an einer Lösung", sagt Triers Verwaltungschef. "Ich kann diese Lösung noch nicht in allen Details öffentlich machen, da sie noch nicht steht. Aber alle Seiten, sowohl die Menschen in Pfalzel als auch der Inhaber der Eu-Rec GmbH, sollen damit leben können."
Unterdessen empfängt Willi Streit kommende Woche eine Delegation aus China.

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