Individuelle Betreuung bei der Geburt

Längst nicht alle Hebammen sind in Kliniken fest angestellt: Zum internationalen Hebammentag in dieser Woche stellt der TV das Berufsbild der Beleg-Hebamme vor. Auch in Trier schätzen viele Frauen diese Alternative zur klassischen Geburtsbegleitung.

 Das Wichtigste ist, dass die Chemie stimmt: im Bild die Beleg-Hebammen Anja Lehnertz (links) und Lina Neitscher (Mitte) mit Jenni Scholz und deren beiden Töchtern, Lilli Maria und Nike Emilia. TV-Foto: Irina Figut

Das Wichtigste ist, dass die Chemie stimmt: im Bild die Beleg-Hebammen Anja Lehnertz (links) und Lina Neitscher (Mitte) mit Jenni Scholz und deren beiden Töchtern, Lilli Maria und Nike Emilia. TV-Foto: Irina Figut

Trier/Konz. (ifi) Jenni Scholz (33) zeigt stolz ihre kleinen Zwillingstöchter. "Für mich war die Beleg-Hebamme eine optimale Lösung", sagt die junge Mutter. Mittlerweile sind ihre beiden Beleg-Hebammen, Anja Lehnertz und Lina Neitscher, zu Freundinnen geworden. "In unserer Arbeit ist es wichtig, eine Vertrauensbasis mit den Kundinnen herzustellen", erzählt Lehnertz, die in Konz zusammen mit Neitscher eine Praxis betreibt.

Als freiberufliche Hebammen betreuten sie die Frauen bereits vom positiven Schwangerschaftstest an bis zum Ende der Stillzeit, berichtet Neitscher. Dabei arbeiten sie außerhalb der Krankenhäuser; nur zur Geburt gehen sie mit ihren Kundinnen in die Vertrags-Klinik.

In Trier gibt es dieses Modell in allen drei Geburtskliniken: dem Mutterhaus der Borromäerinnen, dem Elisabeth-Krankenhaus und dem Marienkrankenhaus in Trier-Ehrang. Die Kliniken vermitteln interessierten Frauen die Kontakte zu Beleg-Hebammen. Neitscher erklärt einen der Vorteile: "So geraten die Frauen nicht in den Schichtwechsel der angestellten Hebammen."

Auch wegen sinkender Geburtenrate gefragt



Beim Hebammen-Landesverband Rheinland-Pfalz betrachtet man die Beleg-Hebammen keineswegs als Konkurrenz: "Wir werden flächendeckend freiberufliche Hebammen brauchen", sagt die Vorsitzende Birgit Aurin. Wegen der sinkenden Geburtenrate setzten manche Krankenhäuser allein auf Beleg-Hebammen. Auch Frauen, die zu Hause entbinden wollen, engagieren Beleg-Hebammen.

Die Kosten für die Behandlung der Schwangeren übernehme die Krankenkasse, berichten Lehnertz und Neitscher. Allerdings stellen die Hebammen ihren Kundinnen eine Rufbereitschaftspauschale in Rechnung: Eine Beleg-Hebamme müsse schließlich rund um die Uhr erreichbar sein, begründet Neitscher. "Die Schwangeren 24 Stunden am Tag zu betreuen, bedeutet für mich weniger Freizeit und mehr Stress."

Die junge Beleg-Hebamme ist dennoch von ihrem Job überzeugt: "Ich kenne die Frauen gut, wenn ich sie zur Geburt begleite." Auch Anja Lehnertz ist zufrieden: "Im Unterschied zur angestellten Hebamme sehe ich, wie die Familie entsteht und sich entwickelt."

Die junger Mutter Jenni Scholz bereut ihre Wahl nicht: "Ich wollte in meiner Schwangerschaft jemanden haben, den ich immer anrufen konnte."

Extra Freiberufliche Beleg-Hebammen könnten demnächst in ihrer Existenz bedroht sein: Die Beiträge der Berufshaftpflichtversicherung sollen im Laufe des Jahres ansteigen und würden dann etwa ein Fünftel der Brutto-Jahreseinkünfte ausmachen. Viele Freiberuflerinnen wollen deshalb entweder die Rufbereitschaftspauschale erhöhen oder ihre Hebammen-Tätigkeit aufgeben. Zum Internationalen Hebammentag in dieser Woche rufen sie zur Solidarität auf: Für die elektronische Petition gegen die drohende Versorgungslücke sammeln sie Unterschriften im Internet unter www.hebammen-protest.de (ifi)

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