Inferno auf dem Uni-Parkplatz

TRIER. Bereits in der zweiten Nacht standen in Trier Autos in Flammen. Nach den drei in der Nacht zum Dienstag ausgebrannten Fahrzeugen in der Straße "Am Weidengraben" wurden am Mittwoch gegen 2.30 Uhr fünf Autos auf dem Universitäts-Parkplatz West zum Inferno. Zum Glück saß niemand drin. Die Polizei geht von Brandstiftung aus.

Über den fünf ausgebrannten Autos liegt in der gleißenden Sonne eine unsichtbare Glocke aus beißendem Gestank. Aschgraue Skelette: Wo Scheiben waren, sind nun Löcher. Ihr Glas ist zu einer amorphen, welligen Masse zusammengeschmolzen und klebt auf dem verkohlten Rest der Hutablage. Die Motorhauben sind unnatürlich weit geöffnet und deformiert - ein Bild der Zerstörung. Die Wracks stehen auf dem zu den Studentenwohnheimen gehörenden Parkplatz am Universitätsring. Als sie in Flammen standen, lagen ihre Besitzer nur wenige hundert Meter entfernt in ihren Betten. "Ich bin wach geworden von der Knallerei", sagt Thomas Roggenfelder, einer der fünf Betroffenen. Zunächst hielt er den Lärm für Schüsse, machte kein Licht im Zimmer und sah aus dem Fenster. Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen konnte: Die Mini-Explosionen, die ihn geweckt haben, waren die in Flammen stehenden Reifen der Autos. Der Student rannte nach draußen und sah die Überreste seines Wagens. "Ich war erst einmal wie versteinert", sagt er am Tag danach. Ähnliches berichten auch Martina Randel und Michael Brächer. Um genau 2.30 Uhr habe es laut geknallt - die Reifen. Aus dem Schlaf gerissen hielten sie den Lärm zunächst für Feuerwerkskörper, dann für Schüsse. Brächer betätigte draußen als erstes die Funkfernbedienung seines Wagens - in der Hoffnung, es würde daraufhin irgendwo unversehrt blinken. Es blinkte nicht. Eine drei bis vier Meter hohe Flammensäule loderte aus den Fenstern und dem Motorraum seines ehemals schwarzen Opel Vectras. Anders als seine Kommilitonen, kann Steffen Hach am Morgen danach noch lachen: Sein roter Golf stand zwei Parklücken weiter und hat die Nacht unbeschadet überstanden. Er werde auch künftig dort parken, sagt er. "Ich wohne hier. Was soll ich denn machen?", fragt er. Die Brandexperten der Kriminalinspektion Trier haben die Ermittlungen aufgenommen. "Die Flammen haben sich sehr schnell ausgebreitet", sagt Monika Peters, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Trier. So schnell, dass eine Selbstentzündung unwahrscheinlich ist. "Wir gehen davon aus, dass das Feuer vorsätzlich gelegt wurde." Möglicherweise ist ein Serien-Brandstifter in Trier unterwegs. Die Polizei-Sprecherin betont: "Es kann zwischen den brennenden Autos am Weidengraben und den Bränden auf dem Uni-Parkplätzen einen Zusammenhang geben." Noch gibt es keinen konkreten Tatverdacht. Nach Augenzeugenberichten sollen sich zwei 1,75 Meter große Männer in der Nähe des Brandortes aufgehalten haben. Die Polizei baut auf weitere Zeugen: Wer hat den oder die Brände beobachtet und kann die Täter beschreiben? Die Kripo nimmt Hinweise unter den Nummern 0651/2019-214 und 0651/9779-2290 entgegen. Warum sind die brennenden Autos nicht explodiert? "Derartige Explosionen gibt es nur im Film", sagt Stefan Haller, Chefgutachter der Dekra in Trier. "Es knallt nur laut, wenn die Reifen platzen." Gerade die Reifen seien sehr schwer zu löschen, so Haller. "Ein brennender Reifen entwickelt die Energie von 200 Litern Heizöl." Der Tank dagegen brenne zwar ab, explodiere aber nicht. Die Universitätsleitung sei "äußerst besorgt", sagt Pressesprecherin Heidi Neyses. "Diese Parkplätze sind nicht durch eine Schranke abgesperrt, so dass im Grunde jeder, der dort nachts sein Auto abstellt, möglicherweise fürchten muss, dass es beschädigt werden kann." Eine Bewachung dieser öffentlichen Parkplätze könne die Universität nicht übernehmen, "das ist Sache der Polizei". Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie uns. Ihre Zuschrift sollte maximal 30 Zeilen à 30 Anschläge lang sein und bis heute, 14 Uhr, vorliegen. Fax: 7199439; E-Mail: echo@volksfreund.de

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