Informieren statt verwirren

TRIER. Rund 50 Schilder und 400 Wegweiser zu touristischen Zielen sollen bis zum Frühling in der Trierer City neu installiert werden. Die Stadtverwaltung will damit ein einheitliches und funktionierendes Leitsystem durch die Römerstadt schaffen.

Einen "enormen Handlungsbedarf" attestierte die Geografin Insa Hugo im Frühling 2005 - nach ihrer Analyse des touristischen Schildersystems in Trier - den Verantwortlichen im Rathaus. Ausgerechnet Deutschlands älteste Stadt ließe ein "enormes stadtgeschichtliches Potenzial brach liegen", weil Gebäude und historische Stätten unzureichend oder gar nicht ausgeschildert seien. Die detaillierte Analyse des Ist-Zustandes in Trier und den Vergleich zu anderen Städten stellte Hugo der Tourist-Information, der Denkmalpflege und dem Wirtschaftsdezernat zur Verfügung. In einer Serie stellte der TV die Untersuchungsergebnisse vor. Der Ortsbeirat Trier-Mitte/Gartenfeld lud Hugo zur Präsentation ihrer Arbeit ein. Der Stein kam ins Rollen und die Stadt reagierte: Die Diplomarbeit gebe "wertvolle Hinweise und Anregungen", die bei "Neuüberlegungen zur Beschilderung durchaus hilfreich" sein könnten, sagte Ralf Frühauf vom städtischen Presseamt damals dem Volksfreund. Im November beschloss der Wirtschaftsdezernatsausschuss schließlich, dass gehandelt werden muss: Triers Hinweisbeschilderung sei unzureichend, einige Schilder dienten eher der Verwirrung als der Orientierung. Flugs wurde ein Arbeitskreis (AK) gebildet aus Vertretern der Stadtratsfraktionen, den Ortsvorsteherinnen von Trier-Mitte/Gartenfeld und Olewig, Uni-Geografieprofessor Heiner Monheim, Insa Hugo, Vertretern der City-Initiative und des Hotel- und Gaststättenverbands, der Denkmalpflege, des Straßenverkehrsamtes und des Tiefbauamtes. Die Leitung des Arbeitskreises übernahm der Leiter der Touristinformation, Hans-Albert Becker. Dreimal traf sich der AK, danach legte er dem Stadtvorstand erste Ergebnisse vor. Der Stadtrat bewilligte in seiner jüngsten Sitzung, dass der Arbeitskreis eine Fachfirma mit der Umsetzung seiner Ergebnisse beauftragen darf. Insgesamt 150 000 Euro soll das die Stadt kosten. "In Trier existieren zwei Systeme nebeneinander. Ein Routensystem von 1984, das allerdings nie komplettiert wurde, und Richtungsschilder aus den 90ern - die jedoch auch nicht vollständig sind", sagt Becker. Zum Beispiel sei das Farbsystem nirgends erläutert, einige Hinweistafeln nach Bauarbeiten und der Umgestaltung von Plätzen verschwunden. Das Wichtigste in fünf Sprachen

"Wir brauchen ein einheitliches System, eine Kombination aus Info-Tafeln und Wegweisern - und beides muss aufeinander abgestimmt sein", beschreibt Becker den Auftrag, den eine auf Innenstadt-Beschilderungen spezialisierte Firma aus Hannover übernehmen soll. "Wir stellen uns vor, dass an wichtigen Stellen eine Glastafel, angebracht an zwei Pfosten, über die jeweilige Historie informiert", erklärt Becker. Diese Pfostenschilder sollen beispielsweise auf Hauptmarkt, Viehmarkt, Kornmarkt und am Casino stehen. "Wünschenswert wäre, wenn wenigstens das Wichtigste in fünf Sprachen erklärt würde - neben Deutsch in Englisch, Französisch, Niederländisch und Chinesisch." Auch Orientierungsschilder und Straßenpläne in den Parkhäusern sollen zum System gehören. "Es darf natürlich kein Schilderwald entstehen", betont Becker, "wir wollen sparsam, aber ausreichend beschildern." In den nächsten Wochen werden Vertreter der Spezialfirma zusammen mit dem Arbeitskreis die Stadt begutachten. Danach soll ein konkretes Konzept entwickelt werden. "Spätestens im März 2007 - rechtzeitig zur Konstantinausstellung - soll alles fertig sein", verspricht Becker.

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