Inklusion Hilfe für Betroffene in der Region Trier: Hier bekommen Menschen mit Behinderung eine unabhängige Beratung
Trier · Seit drei Jahren gibt es das kostenlose und unabhängige Angebot der Teilhabeberatung auch in der Region Trier. Hilfe zur Selbsthilfe von Betroffenen für Betroffene ist hier das Motto für alle, die Hilfe suchen.
Wohin kann ich mich wenden, wenn ich selbst oder eines meiner Familienmitglieder von einer Behinderung bedroht oder betroffen ist? Mit dieser Frage wenden sich regelmäßig Ratsuchende an das Büro des Behindertenbeauftragten der Stadt Trier. Gerd Dahm ist davon überrascht. „Viele Menschen wissen offensichtlich nichts von der Existenz der Beratungsstelle EUTB, die kostenlos und unabhängig zu allen Fragen Antworten geben kann.“
Besonders verwundert die er darüber, dass viele der Hilfesuchenden bereits davor intensiv Kontakt zu Ämtern der Stadtverwaltung hatten. „Ich bin bislang davon ausgegangen, dass die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung dort bekannt ist.“ Zur Sitzung des Behindertenbeirats Trier hatte er deshalb das Team der EUTB Trier/Daun eingeladen und gebeten, die Arbeit der für die gesamte Region zuständigen Beratungsstelle vorzustellen.
Was ist unter EUTB zu verstehen?
Die Rechte von Menschen mit Beeinträchtigungen sind durch das Bundesteilhabegesetz deutlich verbessert worden. In diesem Zusammenhang sind seit 2018 bundesweit mehr als 700 neue Beratungsstellen entstanden, die nach dem Motto „Eine für alle!“ beraten. Das heißt, in jeder Beratungsstelle der EUTB ist eine Beratung zu Fragen der Rehabilitation und gleichberechtigter Teilhabe am gesellschaftlichen Leben möglich. „Für Ratsuchende ist unser Angebot kostenlos“, sagt Iris Rabenstein von der EUTB Trier/Daun. Die Beratungsstellen werden vom Bund finanziert. Sie arbeiten unabhängig von Trägern, die Leistungen bezahlen oder erbringen.
Wer wird bei der EUTB beraten?
270 Beratungen hat es im vergangenen Jahr gegeben. Entweder geschah das in der Beratungsstelle in der Benediktinerstraße, telefonisch, schriftlich, digital oder auch in Hausbesuchen. „Unsere Leistungen stehen allen Ratsuchenden mit allen Arten von Beeinträchtigungen, Krisenerfahrung, drohender Behinderung oder Behinderung zur Verfügung“, erläutert Iris Rabenstein. „Auch Angehörige von Betroffenen können die Angebote nutzen.“ Nicht möglich seien Rechtsberatungen. „Wir sind auch kein Krisendienst, sondern vermitteln die entsprechenden Kontakte.“
Behindertenbeauftragter Gerd Dahm schildert einen konkreten Fall: „Die Eltern eines 28-Jährigen, der nach einem Motorradunfall schwer behindert ist, waren bei mir. Die waren davor noch nie mit dem Thema befasst und haben verzweifelt nach Hilfe gesucht, was nun im Umgang mit Behörden zu beachten ist. Da kann das Team der Bertungsstelle helfen.“
Wie berät die EUTB?
Vertrauen und individuelle Hilfe ist wichtig. Das Konzept der Beratungsstellen erfolgt deshalb auf Augenhöhe. „Unser Konzept basiert auf dem Motto: Betroffene beraten Betroffene.“ 80 Prozent der Beschäftigten sind selbst beeinträchtigt. Das Ziel ist Hilfe zur Selbsthilfe. Anonymität wird gewahrt. „Wir machen ein unbürokratisches und niedrigschwelliges Angebot. Am einfachsten ist es, uns per Telefon oder Mail zu kontaktieren und einen Gesprächstermin zu vereinbaren.“
Die EUTB, die in Trier auch vom Club Aktiv angeboten wird, versteht sich als Ergänzung zur Beratung der anderen Stellen. Iris Rabenstein: „Wir sehen uns in einer Lotsenfunktion bei der Suche nach Hilfe.“
Die Präsentation der EUTB Trier/Daun ist von den Mitgliedern des Behindertenbeirats positiv aufgenommen worden, auch wenn die Beratungsstelle dort den meisten bereits bekannt war. Das Kenntnisdefizit bei Beschäftigten der Stadtverwaltung hingegen soll beseitigt werden. Kontakte dafür wurden umgehend geknüpft.
