Innere und äußere Einöde in der Eifel

Trier · Das Katz-Theater bringt eine erfolgreiche und ausverkaufte Premiere seines Theaterstücks "Eine Familie - Dezember in der Eifel" auf die Bühne.

 Bodo (Andreas Scherf) und Barbara Marx (Tanja Finnemann, Mitte) sind fassungslos angesichts des provokanten Verhaltens von Barbaras Mutter Viola Scholtes (Tanja Wolf).

Bodo (Andreas Scherf) und Barbara Marx (Tanja Finnemann, Mitte) sind fassungslos angesichts des provokanten Verhaltens von Barbaras Mutter Viola Scholtes (Tanja Wolf).

Foto: (h_st )

Trier "Das Leben ist sehr lang", zitiert Gerhard Scholtes (Gerhard Freyberg), früherer Schriftsteller und Oberhaupt des Scholtes-Klans, den amerikanischen Dichter T.S. Eliot.
Und das Leben scheint in der Eifel besonders lang zu sein. Das Ensemble des Katz-Theaters hat das Originaltheaterstück von Tracy Letts ("August: Osage County") von der amerikanischen Provinz in ein Bauernhaus in der abgelegenen, winterlichen Vulkaneifel verlegt. Dort trifft sich die Familie, nachdem Gerhard Scholtes spurlos verschwunden ist, um dessen Frau Viola Scholtes und Mutter dreier Töchter beizustehen. In Violas Verhalten scheint sich die Kälte des abgeschiedenen Ortes widerzuspiegeln. Auf den ersten Blick wirkt sie wie eine bösartige und rachsüchtige Frau. Aber dann wird klar, dass sie dieses unerwartete Zusammentreffen der Familie dazu nutzt, bisher verdrängte Wahrheiten und Geheimnisse ans Licht zu zerren und die anderen damit zu konfrontieren. Innerfamiliäre Verletzungen, Lügen und Frustrationen werden aufgedeckt, Lebenslügen entlarvt, es entfaltet sich ein Psychokrieg.
Aber in der Tragik liegt auch Komik verborgen. Das Katz-Ensemble versteht es prächtig, das Absurde und Groteske im Verhalten der Familienmitglieder genüsslich herauszuspielen. Da wird schwungvoll Geschirr auf dem Boden zerdeppert oder ordentlich gebechert, bis die leeren Flaschen sich stapeln und alle lallen.
Das Publikum ist von den erfrischend überdrehten Szenen und Aktionen auf der Bühne überaus angetan, es gibt wiederholt Szenenbeifall und Zwischenapplaus. Ein solch zwischenmenschliches Elend, wie es sich in dem Stück entfaltet, ist eben auf Dauer nicht ohne ein entspannendes Lachen zu ertragen. "Dieses Irrenhaus ist mein Zuhause", sagt Viola zu Bodo Marx, ihrem Schwiegersohn.
Zuschauer Jürgen Bündgen aus Trier (58) findet, dass "die Kälte der Eifel sehr gut die Kälte des Lebens reflektiert. Die Verzweiflung darüber bricht sich aber dann in befreiendem Lachen Bahn." Christian Barth (43, Trier) hebt hervor, dass dieses Stück überall angesiedelt werden könne, nicht nur in der Eifel: "Das Theaterstück spiegelt ganz generell die Situation in manchen Familien oder der Gesellschaft wider."
"Wir sind eine große Familie, wir gehören zusammen", singt Peter Alexander zu Beginn des Stückes. Aber dann zuckt man zusammen, wenn das Lied nach kurzer Zeit abrupt mit dem bekannten Geräusch endet, wenn der Tonarm des Plattenspielers kratzend über die Platte rutscht. Manchmal ist oberflächliche Harmonie eben sehr brüchig. Dies zeigt das Katz-Ensemble mit dem Theaterstück sehr anschaulich und wird vom Publikum für den kurzweiligen Abend mit langanhaltendem Beifall belohnt.
Weitere Aufführungstermine:
Das Katz-Theater mit "Eine Familie - Dezember in der Eifel" in der Tufa Trier, kleiner Saal: Samstag, 14. Oktober, 19.30 Uhr; Sonntag, 15. Oktober, 17 Uhr; Samstag, 21. Oktober, 19.30 Uhr; Sonntag, 29. Oktober, 17 Uhr.

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