Integration von Flüchtlingen: Fünf Kitas in der Region Trier zeigen, wie es geht

Trier · Jedes dritte Kind zwischen zwei und sechs Jahren in rheinland-pfälzischen Kindertagesstätten spricht nicht Deutsch als Muttersprache. Was jetzt getan werden muss, um das zu ändern.

 Emilie und Anissa malen an einem Willkommensschild für ihre Kita.

Emilie und Anissa malen an einem Willkommensschild für ihre Kita.

Foto: Rainer Neubert

Wie kam es dazu, dass ein 13-Jähriger in Ludwigshafen zum islamistischen Bombenbauer geworden ist? Diese Frage und die schwerwiegende Panne des rheinland-pfälzischen Jugendministeriums bei der Betreuung des jungen Flüchtlings beschäftigen die Menschen im Land. Experten sind sich einig: Eine gute frühzeitige Integration von Flüchtlingskindern ist der beste Schutz vor einer späteren Radikalisierung.

Wie das gelingen kann, zeigt das Modellprojekt "WillkommensKITAs", an dem fünf Einrichtungen in der Region Trier teilnehmen. "Gerade für Kinder mit Fluchterfahrung ist der Besuch von Kindertageseinrichtungen mit kindgerechter Umgebung und strukturiertem Alltag besonders wertvoll", sagt Sebastian Singer von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, die das Programm gemeinsam mit der Nikolaus-Koch-Stiftung initiiert hat. "Kinder, die mit ihren Familien nach monatelanger Flucht in Deutschland ankommen, brauchen sichere Orte, an denen sie sich wohlfühlen und sich ihren individuellen Bedürfnissen und Stärken entsprechend entwickeln können."

Deutsch ist für fast jedes dritte der 163?000 Kinder zwischen zwei und sechs Jahren in rheinland-pfälzischen Kitas nicht die Muttersprache. Das Land unterstützt die Sprachförderung in Kitas derzeit jährlich mit 6,5 Millionen Euro. Zudem trägt es 60 Prozent der Kosten für zusätzliches Erziehungspersonal in Kindertagesstätten mit einem hohen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund, sofern das zuständige Jugendamt das beantragt. Laut Bildungsministerium arbeiten derzeit 742 interkulturelle Fachkräfte in Rheinland-Pfalz.

Klaus-Peter Hammer, Landesvorsitzender der Bildungsgewerkschaft GEW, hält das für nicht ausreichend. "In vielen Kitas ist die neue Situation eine extreme Herausforderung für die Beschäftigten. Das Land muss noch mehr helfen, wo es gebraucht wird." Die anstehende Kita-Gesetz-Novellierung berge angesichts der Sparbremse allerdings die Gefahr, dass an der falschen Stelle gespart werde. Hammer: "Wir fordern für eine Gruppengröße von 25 Kindern mehr Personal oder die Reduzierung der Gruppengröße bei gleicher Personalstärke."

Unabhängig davon sei der Fachkräftemangel in den Kitas spürbar. "Wenn Kommunen und Träger die Stellen nur befristet ausschreiben, ist es schwer, diese zu besetzen."

In den fünf WillkommensKITAs in Trier, Hermeskeil, Bitburg und Waldrach geht es vor allem darum, die kulturelle Vielfalt als normal und bereichernd zu erleben. Dabei werden auch die Familien der Kinder aktiv einbezogen. Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz


Kinder mit Fluchthintergrund haben Anspruch auf einen Kindergartenplatz, sobald sie mit ihrer Familie in einer Kommune untergekommen sind. 47?000 Kinder mit nicht-deutscher Herkunftssprache nutzen dieses Recht.

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