Intensiv und voller Leidenschaft

Einen Abend großer Gefühle bescherte die eigens für dieses Projekt gebildete Formation "Florence Absolu & Band" den Zuhörern in der Saarburger Stadthalle. "Besondere Chansons" von Jacques Brel standen auf dem Programm - und das ließ ein begeistertes und an vielen Stellen merkbar ergriffenes Publikum zurück.

Saarburg. (sw) Am 9. Oktober 2008 jährte sich der Todestag des großen belgischen Chansonniers, Komponisten und Schauspielers Jacques Brel zum 30. Mal. In der Erinnerung verblichen oder gar vergessen sind der facettenreiche und charismatische Mensch und sein herausragendes musikalisches Lebenswerk indes keineswegs.

Im Gegenteil: Immer wieder trauen sich Künstler an das gewagte Unterfangen heran, Jacques Brel postum auf die Bühne zu bringen. Dass dies - etwa mit Klaus Hoffmann, Dietmar Horcicka oder Dominique Horwitz - hauptsächlich männliche Künstler sind, liegt in der Natur der Sache.

Groß ist dabei stets die "Versuchung", die allesamt ambitionierten Hommagen mit dem genialen Original zu vergleichen.

Schon allein, weil sie kein Mann ist, liegt "diese Versuchung" bei der gebürtigen Französin und seit vielen Jahren in Trier lebenden Musikerin Florence Absolu fern. Auch sie hat sich mehrfach erfolgreich an dem von ihr verehrten Brel versucht - bisher im Duo mit "ihrem" langjährigen Pianisten Tobias Knebel.

Minutenlange Soli



Für eine neue Brel-Interpretation hat Absolu eine hochkarätig besetzte und perfekt aufeinander abgestimmte Band um sich geschart, die ausreichend gemeinsame Spiel-Erfahrung aus anderen Projekten der regionalen Jazz-Szene miteinander verbindet.

Und so bringt Sängerin Florence Absolu - begleitet von Tobias Knebel am Flügel, Stefan Zawar-Schlegel am Kontrabass, Helmut Becker am Flügelhorn, Oliver Rohles am Schlagzeug und Christophe Oury am Akkordeon - nach der Premiere im November in der Trierer Tuchfabrik in Saarburg eine Hommage an Brel auf die Bühne, die ihresgleichen sucht.

Nicht mal im Ansatz eine Kopie, sondern eine einzigartige Annäherung und Interpretation Brels auf weibliche Art ist das, was das mit Deutschen, Franzosen und Luxemburgern bunt gemischte Publikum in der gut besetzten Stadthalle erleben darf. Mal samtig-weich, mal vulkanisch-explosiv, mal kokett-frivol, mal schmissig-augenzwinkernd, und in jedem Augenblick dieses Abends intensiv und voller Leidenschaft gewährt die auch schauspielerisch begabte Absolu Einblicke in das komplexe Seelenleben des großen Künstlers.

Gleichermaßen sensibel und perfekt aufeinander abgestimmt agieren auch die fünf männlichen Musiker auf der Bühne. Dank interessanter Arrangements, bei denen durch die behutsam nacheinander einsetzenden Instrumente nicht allein akustische Spannungsbögen kreiert werden, sondern glücklicherweise auch minutenlange Soli herausspringen, bekommen die Musiker ausreichend Gelegenheit, ihr hohes professionelles Niveau zu zeigen. Ein wunderbarer Abend mit exzellenten Musikern! "Zugabe" oder "Une autre", bitte!

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