Interview mit Dr. Gerd Lenninger „Jedes Neugeborene ist einzigartig“
Trier · Als der Trierische Volksfreund Dr. Gerd Lenninger auf der Geburtshilfestation des Mutterhauses per Telefon erreicht, ist das große 9000-Baby-Jubiläum schon Geschichte: „Ich bin jetzt schon bei 9030 etwa“, sagt der Gynäkologe.
9030 Geburten – erinnert man sich da noch an besondere Einzelfälle?
Lenninger: Selbstverständlich! Insbesondere, wenn es ausnahmsweise mal dramatisch zugeht, erinnert man sich sogar an Details, zum Beispiel, wie warm es im Kreißsaal gewesen ist. Aber etwas ganz Besonderes sind natürlich die Vierlingsgeburten – bei denen immer alles gutgegangen ist.
Merkt man Neugeborenen eigentlich schon bestimmte Charakterzüge an?
Lenninger: Eine Frau hat mal bei mir entbunden, mir ihr Kind entgegengestreckt, und nur gesagt: „Wunder!“ Und genau so ist es: Jedes Baby ist von Anfang an ein Individuum, mit Haaren oder ohne, groß, klein und durchaus auch schon mit Charakter: Die einen schreien kräftig durch, die anderen sind still und zufrieden. Ich glaube schon, dass Kinder von Anfang an bestimmte Wesenszüge mitbringen.
Was geben Sie frisch gebackenen Müttern mit auf den Weg?
Lenninger: Zunächst mal sage ich den Frauen, dass sie stolz auf sich sein können, Schwangerschaft und Geburt geschafft zu haben. Und ich rate den Müttern, selbstbewusst die Betreuung ihrer Kinder anzugehen, keine Angst zu haben und sich nicht verrückt machen zu lassen von Schwiegermüttern, Ratgeberbüchern oder Fernsehsendungen. Sie sollen Vertrauen haben in sich selbst – und in die gemeinsame Zukunft, die ja ein ganzes Leben dauert.
Haben Sie eigentlich selbst Kinder?
Lenninger: Ja, eine Tochter, die 33 Jahre alt ist, und einen Sohn, der 31 ist. Bei ihren Geburten war ich noch in der Ausbildung und habe das Wunder in erster Linie als ganz normaler Vater erlebt.
Seit etwa acht Monaten bin ich Opa – aber auch bei der Geburt der kleinen Klara habe ich mich als Gynäkologe zurückgehalten. Es ist wunderschön, zu sehen, wie das Leben von Generation zu Generation weitergegeben wird.