INTERVIEW

Herr Illies, Ihre Generation Golf ist seit sechs Jahren abgefahren. Wie fühlt sich das an? Wie sehr hängen Sie an Ihren eigenen Büchern?Illies: Ich verliere den Bezug zu meinen Büchern nie, allein schon wegen der Leser, die auch immer wieder ältere Werke mit zu Lesungen bringen.

Es ist ein schönes Gefühl zu sehen, wie wach sie in diesem Punkt sind und auch Jahre später noch daraus zitieren können. In der Zwischenzeit habe ich so viel anderes gemacht (journalistisch gearbeitet), dass ich schon manches vergesse. Momentan bin ich mit meinem Kopf auf dem Land, aber manchmal fährt auch der Golf noch in meinem Kopf herum. Vor allem wenn ich sehe, was all die Westerwelles, Bierhoffs und Klinsmanns heute machen, die ich damals in den Golf-Büchern beschrieben habe. Sind Sie noch Golf-Fahrer oder hat sie der von Ihnen beschriebene Landrover-Boom mittlerweile auch erfasst?Illies: Ich habe eine Landrover-Sehnsucht, bin aber immer noch Golf-Fahrer. Das ist eine Art innere Verpflichtung. Aber ich fahre gar nicht so viel Auto. In Berlin bin ich meist mit dem Rad unterwegs. Sie haben sich ganz bewusst Trier für Ihren Lesereise-Start ausgesucht. Wie unterscheidet sich denn das "Provinz-Publikum" von den kulturverwöhnten Großstädtern?Illies: Es gibt überhaupt keine Unterschiede. Im Grunde kennt ja auch jeder sowohl Stadt als auch Land, egal wo er nun lebt. Außerdem sehe ich Trier nicht als Provinz an. Schlitz hat nur 5000 Einwohner, so dass das hier ja schon großstädtisch für mich ist. Ich bin das letzte Mal in Trier so nett empfangen worden, dass ich sofort wusste, dass ich wieder hierher komme. Vor allem die Buchhandlungsbetreiber haben mich sehr beeindruckt. Sehen Sie Ihre Bücher als "deutsches Kulturgut" oder doch eher als reine Unterhaltungs-Literatur?Illies: Ich tue etwas, was unter Feuilletonisten als verboten gilt. Lachen ist erlaubt und zugleich liefere ich Beobachtungen, die die Menschen bewegen. Ich sehe mich als eine Art Chronist aktueller Themen. Seit etwa zwei Jahren geht der Trend zu diesem neuen Heimat-Gefühl in Deutschland, und damit meine ich nicht die Patriotismus-Debatte. Viel eher läuft es auf der kulinarischen Schiene. So greift man zum Beispiel wieder zum Wein aus der Heimat. S Das Interview führte unsere Mitarbeiterin Melanie Wollscheid.

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