Invasion des Backwerks

TRIER. Brot und Brötchen zu Dumpingpreisen - das Discount-Unternehmen BackWerk drängt auf den Trierer Markt. Vor wenigen Wochen erst hatte der große Konkurrent, die Hamburger Back-factory, Pläne für die Moselstadt gestoppt. Die verbliebenen Handwerksbetriebe fürchten nun weitere Umsatzeinbußen.

Die Erleichterung unter Triers Bäckern währte nicht lange: Als vor wenigen Wochen Backfactory seine weit gediehenen Pläne für die Fleischstraße stoppte (wir berichteten), ging ein Aufatmen durch die Innung. Doch jetzt droht eingesessenen Handwerksbetrieben und regionalen Ketten neues Ungemach: Anfang Mai startet der Discounter BackWerk mit einer Filiale in der Brotsraße. Das Konzept von BackWerk ähnelt dem von Backfactory: In großen Mengen werden so genannte Teiglinge an die Filialen geliefert und vor Ort fertig gebacken. Aus rund 100 verschiedenen Backwaren kann sich der Kunde selbst bedienen und zahlt an der Kasse. Zu Preisen, die einer Kampfansage an die ortsansässigen Betriebe gleich kommt: "Wir werden zwischen 30 und 50 Prozent günstiger sein", kündigt der geschäftsführende Gesellschafter von Backwerk, Dirk Schneider, gegenüber dem TV an. Ausdrücklich beharrt er darauf, dass "keinerlei Abstriche bei der Qualität" der Backwaren gemacht und die Teiglinge ausnahmslos in Deutschland und der Schweiz produziert würden.Preiskampf programmiert

Über Geschmack von Brötchen und Baguette werden die Kunden urteilen, doch klar scheint schon jetzt, dass BackWerk vor allem den kleineren Betrieben zusetzen dürfte. Denn mit dem Discounter tritt auch eine neue Qualität der Konkurrenz auf den hiesigen Markt: Bislang lieferten sich ortsansässige Filialisten wie Biebelhausener Mühle, Dietz oder Fischer noch keine Preiskämpfe und auch selbstständige Bäckermeister räumen ein, dass die Backwaren-Qualität der großen Konkurrenz okay sei. Anders die Reaktion auf BackWerk: "Wenn die Ware ganz frisch und noch warm ist, schmeckt man keinen Unterschied. Doch danach können Sie die Backwaren vergessen", behauptet ein Trierer Bäcker, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. BackWerk scheint unterdessen sicher, dass der neue Standort ein Erfolg wird. Dafür spricht auch die Entschlossenheit, mit der das bundesweite Franchaise-Unternehmen auf den hiesigen Markt drängt. "Trier zählt zu den Top-Ten unter den attraktiven Einzelhandelsstandorten Deutschlands, und für uns ist die Stadt schon seit langem ein absoluter Wunschstandort", sagt Schneider. Nachdem sowohl ein geeigneter Franchaise-Partner als auch ein passendes Ladenlokal gefunden wurden, will BackWerk nun im Mai in der unteren Brotstraße, unweit der Neustraße, starten. Was seine erste Filiale in Rheinland-Pfalz angeht, ist Schneider mehr als optimistisch: "Bei dem hohen Preisniveau auf dem Trierer Markt dürften wir keine allzu großen Probleme haben", ist er überzeugt. Schwierigkeiten bekommen derweil andere: Schließlich kann kein selbstständiger Handwerksbetrieb 80 bis 100 verschiedene Backwaren täglich produzieren und dabei auch noch wirtschaftlich arbeiten, weiß nicht nur der Obermeister der Bäckerinnung Trier-Saarburg, Michael Borens. "Auch preislich werden wir mit denen nicht mithalten können." Er und seine Kollegen wollen statt dessen auf Qualität und Beratung setzen, schließlich würden die Discounter nur "mit Kassenkräften arbeiten", so Borens. Andere Betriebe wollen sich erst gar nicht auf den Preiskampf einlassen: "Wir werden unsere guten Waren doch nicht verschleudern", gibt sich eine Fillialleiterin gegenüber dem TV kämpferisch. Dass BackWerk mit seinem Konzept offenbar Erfolg hat, zeigt derweil die noch junge Geschichte des Unternehmens. Im Februar 2001 gegründet, wurde die erste Filiale in Düsseldorf eröffnet. Seit Herbst 2002 arbeitet BackWerk mit selbstständigen Franchaise-Partnern und setzt dabei auf erfahrene Unternehmer und solvente Existenzgründer. 20 Filialen in 17 Städten zählt der backende Discounter inzwischen, "alle zwei Wochen" komme ein neuer Standort hinzu, behauptet Geschäftsführer Schneider.

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