Investorenpläne erschrecken Neubürger

Riol · Die Bewohner eines Rioler Neubaugebietes protestieren gegen eine mögliche Seniorenwohnanlage in ihrer Nachbarschaft. (TV vom 14. Juni). Dieses Projekt entspreche nicht der Zusage, auf dem Gemeindegrundstück nur ein Hotel zu bauen. Doch für ein Hotel findet sich kein Investor.

 Schöne Aussicht vom Balkon: Anwohner der Rioler Weinbergstraße schauen auf die Nachbarflächen, die ursprünglich für ein Hotel verplant waren und auf denen stattdessen ein Seniorenzentrum entstehen soll. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Schöne Aussicht vom Balkon: Anwohner der Rioler Weinbergstraße schauen auf die Nachbarflächen, die ursprünglich für ein Hotel verplant waren und auf denen stattdessen ein Seniorenzentrum entstehen soll. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Riol. "Als wir unsere Baugrundstücke gekauft haben, hat uns die Gemeinde ein schnuckeliges zweigeschossiges Seehotel in der Nachbarschaft angekündigt. Und uns weitgehend freien Blick auf Landschaft und See versprochen", sagen die Bewohner der Weinbergstraße, die zum Neubaugebiet Hinter Difenis am Rioler Ortsrand gehört. Und sie zitieren eine weitere Aussage von Ortsbürgermeister Arnold Schmitt: Sollte sich kein Hotelinvestor finden, sei das Thema "weitere Bebauung Hinter Difenis" vom Tisch, und die Grundstücke würden an die ehemaligen Eigentümer zurückgegeben.
Eine Ratssitzung ändert alles


Bei solchen Perspektiven für ihren Wohnstandort schien die Welt der Rioler Neubürger in Ordnung. Doch Anfang Juni, nach einer Ortsgemeinderatssitzung, kippte die Stimmung. Die Frankfurter Investorgruppe ProjectCare hatte in dieser Sitzung ihre Ideen für eine alternative Nutzung der betreffenden Flächen präsentiert. Geplant ist eine dezentral gestaltete Wohnanlage für etwa 80 Senioren. Dazu sollten etwa 40 Prozent der insgesamt 11 000 Quadratmeter umfassenden Freifläche, die im Bebauungsplan für eine Hotelanlage ausgewiesen ist, mit freistehenden, dreigeschossigen Flachdachhäusern bebaut werden.
Das Konzept der Frankfurter Investoren, die im Ruhrgebiet schon entsprechende Anlagen betreiben, überzeugte die meisten Ratsmitglieder. Allerdings nur im Grundsatz - auf Skepsis bis Ablehnung stieß die vorgesehene dreigeschossige Bauweise, auf der die Frankfurter aus wirtschaftlichen Gründen bestehen.
Geradezu alarmiert von den Plänen waren die potenziellen künftigen Nachbarn des Projekts, die erst vor einigen Jahren im Neubaugebiet Hinter Difenis ihre Häuser bezogen hatten. Sie starteten eine Unterschriftenaktion im Baugebiet, bei der alle Haushalte unterzeichneten, und schrieben einen Beschwerdebrief an Ortsbürgermeister Schmitt. Darin heißt es unter anderem: "Beim Kauf der Grundstücke wurde uns versichert, dass weiter unterhalb des Neubaugebietes ein Seehotel geplant sei. Es sollte maximal zwei Geschosse aufweisen und nur einen kleinen Teil der Baufläche ausfüllen. Die Sicht auf den See und die Mosel sollte dadurch nicht beeinträchtigt werden."
Nun fühlen sich die Neubürger getäuscht. "Unter dieser Voraussetzung haben wir hier Millionen Euro in Häuser und Erschließung investiert. Die Gemeinde ist im Wort", sagen die Betroffenen. Hätte man ihnen damals diese Alternative aufgezeigt, hätten sie die Grundstücke nicht gekauft.
Ortsbürgermeister Arnold Schmitt hofft auf eine Lösung, mit der Anrainer, Gemeinde und Investoren leben können. Auf keinen Fall wolle man die von ProjectCare skizzierten dreigeschossigen Flachbauten. Schmitt: "Das ist eine städtische Bebauung, die nicht zum Rioler Dorfbild passt." Angestrebt sei eine Gestaltung mit offener und sichterhaltender Bebauung und im deutlichen Abstand zum Neubaugebiet.
Auch hält Schmitt nichts von weiterer Wohnbebauung auf den noch freien Flächen, obwohl "die Gemeinde daran gut verdienen würde". Für die strukturelle Entwicklung des Dorfes sei entweder ein Hotel oder eine Seniorenanlage an dieser Stelle gewünscht.
Zum Thema "Seniorenanlage Hinter Difenis" hat die Gemeinde eine Bürgerversammlung angesetzt, die am 13. August, 20 Uhr, im Bürgerhaus Riol, Martinstraße, stattfindet. In der Versammlung soll der Themenkomplex nochmals vorgestellt und diskutiert werden. Ein Grundsatzbeschluss ist nach Angaben des Ortsbürgermeisters in nächster Zeit noch nicht geplant.
Extra

Warum das im Bebauungsplanvorgesehene Seehotel in der Größenordnung bis 100 Betten nicht realisiert wurde, erklärt auf Anfrage der Rioler Ortsbürgermeister. Nach Angaben von Arnold Schmitt gab es mehrere Interessenten. Alle hätten aber eine Garantie über jährlich 200 Sonnentage verlangt, die man in Riol nicht geben könne. Rückgabe der Flächen, falls kein Hotel gebaut wird: 2004 hatte die Ortsgemeinde mit den Grundstückseigentümern einen sogenannten Optionsvertrag mit fünf Jahren Laufzeit geschlossen. Hätte die Gemeinde bis 2009 nicht die "Option gezogen" und die Flächen gekauft, wären sie an die Eigentümer zurückgegangen. Zwar war bis 2009 noch immer kein Hotelinvestor in Sicht - dennoch beschloss die Gemeinde 2009 vor Ablauf der Optionsfrist den Kauf, weil die Rückgabe der Grundstücke den gesamten geltenden Bebauungsplan "Freizeitsee Riol" infrage gestellt hätte. f.k.

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