Iran von seiner freundlichen Seite erlebt

Rund einen Monat verbrachte der Trierer Bernd Strieker als "Senior-Experte" im Iran. Dort beriet er eine Schmiede im Norden des Landes - jetzt kehrte er mit unerwartet guten Eindrücken an die Mosel zurück.

Trier-Pfalzel. Aus jedem Satz sprechen Begeisterung und Erstaunen über viele positive Erlebnisse. Nachdem der "Premieren-Einsatz" im vergangenen Jahr in Pakistan (der TV berichtete) so erfolgreich verlaufen war, ließ sich Bernd Strieker gerne erneut als Firmen-Berater vermitteln. Der Senior-Experten-Service (SES) in Bonn stellte diesmal den Kontakt zu einer iranischen Schmiede her. Und so machte sich der ehemalige Produktionsleiter auf die Reise."Es war ein Aufenthalt voller Überraschungen", erzählt der 67-jährige. Wildfremde Menschen sprachen ihn an, fragten nach seiner Herkunft und seinen Aufgaben im Iran. "Das war echtes Interesse ohne Vorurteile und Berührungsängste", schildert Strieker den offenen Umgang mit vielen Iranern, die der eigenen Regierung durchaus kritisch gegenüberstünden.Besonders eindrucksvoll sei die Betreuung durch die Firma gewesen, die für die Autoindustrie schmiedet. "Schon abends bei meiner Ankunft in Teheran war ich nicht wie angekündigt auf das Taxi angewiesen. Ein Firmen-Fahrer brachte mich ins Hotel." Nach einem Besuch in der Hauptzentrale fuhr der Berater weiter nach Mashhad zu seinem Einsatzort. In der Zwei-Millionen-Stadt in Grenznähe zu Turkmenistan und Afghanistan sollte der Mann aus Deutschland mit seinem Fachwissen dazu beitragen, die Produktivität der Schmiede zu steigern. Es galt, die Organisation des 330 Mitarbeiter zählenden Betriebs zu verbessern.Innerhalb kürzester Zeit sei die verständliche Anfangs-Zurückhaltung gegenüber dem Berater einem freundschaftlichen, kollegialen Miteinander gewichen. Bernd Strieker führte mit allen Abteilungsleitern Gespräche, erfuhr positive Resonanz auf seine Vorschläge und konnte zum Ende der vierwöchigen Tätigkeit zahlreiche Veränderungen und Verbesserungen verzeichnen.Außerhalb der Arbeitsatmosphäre erlebte der Gast Unerwartetes. So war er an den arbeitsfreien Freitagen nie alleingelassen, sondern wurde von Einheimischen herumgeführt. "Ich wurde mehrfach angesprochen", erinnert Strieker. Bei dieser und vielen weiteren Gelegenheiten habe er intensiv über alle möglichen Themen wie Politik, Gesellschaft und Religion gesprochen. "Auffallend gut wussten die Menschen über Deutschland, unsere Religion und unser Leben Bescheid."Ein besonderes Erlebnis hatte Bernd Strieker zusammen mit einem seiner Betreuer: Der nahm in mit zum Schrein des Imam Reza, bedeutende Pilgerstätte der Schiiten in Mashhad. Obwohl der Besuch laut Reiseführer für "Ungläubige" strengstens untersagt ist, gelangte der Gast aus Trier bis zum Heiligtum. In unmittelbarer Nähe des Schreins trat ein Geistlicher extra "for a German" zur Seite und ermöglichte so ein seltenes Foto vom Schrein, das der iranische Betreuer mit Striekers Kamera machte.Rückkehr im Herbst angestrebt

Hinter dem rührigen Trierer liegen jetzt vier Wochen, ausgefüllt mit schwerer Arbeit von 8 bis 18 Uhr, mit kaum einem Wort Deutsch (abgesehen von den abendlichen Gesprächen mit Ehefrau Irene), mit Unmengen schwarzen Tees und Reis als Hauptnahrungsmittel, mit Schnee und Kälte im strengsten Winter, den die Millionen-Metropole Mashhad seit 20 Jahren erlebte.Vier Wochen, in denen er alles andere getan hat, als ein ruhiges Rentnerdasein zu führen. Die Erfahrungen haben den Senior-Experten so beeindruckt, dass er den Kontakt zu "seiner Firma" aufrecht erhält. Und wenn alles klar geht, wird Bernd Strieker im Herbst zur Fortsetzung seiner Berater-Tätigkeit abermals in den Iran aufbrechen.Extra: Senior-Experten-Service (SES) Der Senior-Experten-Service (SES) leistet als gemeinnützige GmbH mit Fachleuten, die das Berufsleben beendet haben, Hilfe zur Selbsthilfe. Senior-Experten stellen ihr Fachwissen ehrenamtlich zur Verfügung und sind durch ihre beruflichen Erfahrungen und Fähigkeiten gute Botschafter der deutschen Wirtschaft: Ihre Einsätze finden primär in Entwicklungsländern statt, können zu Exportaufträgen führen und sichern langfristig Arbeitsplätze - überall auf der Welt. (red)

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