"Irme" bei der Arbeit

Seit 30 Jahren betreibt Irmgard Eiffler ihr Nähstudio in der Trierer Saarstraße 99. Es gehört zum Stadtteil ebenso wie die Porta zu Trier. Statt einer Feier zum Jubiläum zeigt Irmgard Eiffler (54) in einer Mini-Ausstellung Bilder, die ihr verstorbener Lebensgefährte, der Künstler Karl Werner Bauer, von ihr bei der Arbeit gemalt hat.

 Eigenständig mit Nadel und Faden: Seit 30 Jahren führt Irmgard Eiffler ihr Nähstudio Trier-Süd. Die alte Nähmaschine tut noch ihren Dienst. TV-Foto: Cordula Fischer

Eigenständig mit Nadel und Faden: Seit 30 Jahren führt Irmgard Eiffler ihr Nähstudio Trier-Süd. Die alte Nähmaschine tut noch ihren Dienst. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier. Irmgard Eiffler sitzt wie vor 30 Jahren in ihrem Nähstudio Trier-Süd noch an derselben Pfaff-Nähmaschine, mit der sie in ihre Selbstständigkeit startete. "Und die funktioniert immer noch gut." Wie die Nähmaschine ihr hat die 54-Jährige dem Stadtteil und der Saarstraße bis heute die Treue gehalten. Ihren Traum, Goldschmiedin zu werden, hatte sie aufgeben müssen, da die Lehrstellen-Lage ihr keine Chance bot. Glücklicherweise hatte sie einen Plan B: Sie begann ihre dreijährige Ausbildung zur Damenschneiderin von 1969 bis 1971 bei Edith Kaesemann. "Sie war eine gute Lehrmeisterin, aber es waren schwere Ausbildungsjahre", sagt Eiffler. Sie träumte einen neuen Traum, nämlich den, Modedesign zu studieren. "Aber als die Kunstgewerbeschule zur Fachhochschule wurde, reichte meine Ausbildung ohne Abitur nicht mehr dazu."Ausbildung in Frankfurt am Main

Die Triererin suchte andere Wege, aus Trier raus. Am Main besuchte sie zwischen 1974 und 1976 die Frankfurter Schule für Bekleidung und Mode mit dem Schwerpunkt Gestaltung. Als staatlich geprüfte Damenoberbekleidungs-Technikerin kehrte sie nach Trier zurück, schrieb Bewerbungen in alle Bundesländer. "Aber so frisch von der Schule und ohne Berufserfahrung - da war nichts zu machen." Eine glückliche Fügung war, dass sie durch die Arbeit für die Bekleidungsfabrik Saarburg Einblick in das Führen eines Geschäftes mit Ausschusswaren erhielt und zu gleicher Zeit ein Ladenlokal in der Trier-Süder Saarstraße leer stand.Stammkunden wechseln nie den Schneider

Am 3. April 1978 eröffnete Irmgard Eiffler ihr Nähstudio mit kleinem Verkauf von Textilien, "und die Leute haben mir die Türen eingerannt". Die ganze Familie stand hinter ihr, der Vater verteilte Handzettel, die Mutter half im Geschäft und die Eltern unterstützten sie auch mit einer Anschubfinanzierung, denn "damals gab es keine Förderung, wie es sie heute für Existenzgründer gibt". Viele Stammkunden hat die 54-Jährige aus den Anfangsjahren ins 21. Jahrhundert mitgenommen. "Die wechseln den Schneider ebenso wenig wie den Friseur oder Schuster." Viele Gespräche, auch persönliche, gibt es zur Dienstleistung dazu.Ein Jahr nach der Geschäftseröffnung lernte Irmgard Eiffler den Künstler Karl Werner Bauer kennen und lieben. Auf dem Platz neben ihr und der Nähmaschine hat er oft gesessen - und sie gemalt: "Irme" bei der Arbeit, eines seiner liebsten Motive. "Manchmal habe ich das gar nicht bemerkt und die Bilder erst viel später gesehen." Bilder mit besonderem Wert

Entstanden sind einige Zeichnungen mit persönlichen Widmungen und Liebesbezeugungen. "Das sind Bilder mit besonderem Wert für mich. Und Karl Werner Bauer ist aus meinem Geschäft genauso wenig wegzudenken wie das Nähstudio aus Trier-Süd." Einige der Bilder stellt Irmgard Eiffler aus. "Die Leute dürfen gerne zu mir kommen und die kleine Ausstellung anschauen." Geöffnet ist das Nähstudio Trier-Süd, Saarstraße 99, von Montag bis Freitag, 9 bis 12.30 Uhr sowie 14.30 bis 18 Uhr.

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