Isseler Sportplatz wird zu Bauland: Stadt Schweich will Grundstücke in Eigenregie vermarkten und junge Familien bevorzugen

Schweich · Wie soll der alte Sportplatz in Issel genutzt werden? Darüber wurde schon viel und kontrovers diskutiert. Jetzt will der Stadtrat dort Bauplätze ausweisen. Es soll bezahlbarer Wohnraum geschaffen werden - insbesondere für junge Familien aus Schweich.

 Auf dem früheren Isseler Sportplatz (links) und im Böschungsbereich entsteht ein Baugebiet. Rechts die Straße Zum Meulenwald. TV-Foto: Albert Follmann

Auf dem früheren Isseler Sportplatz (links) und im Böschungsbereich entsteht ein Baugebiet. Rechts die Straße Zum Meulenwald. TV-Foto: Albert Follmann

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Schweich. Seit die Fußballdamen und -herren aus Issel am Schulzentrum in Schweich eine neue Sportanlage nutzen können, ist der Weg frei für die Vermarktung des Isseler Sportplatzgeländes als Bauland. Der Ortsbeirat Issel und der Stadtrat Schweich wollen dort "bezahlbaren" Wohnraum schaffen, insbesondere für junge Menschen aus Schweich und Issel. Insofern passt das Projekt zur Aussage von Stadtbürgermeister Lars Rieger, auf ein maßvolles Wachstum der Stadt und die Innenentwicklung zu setzen (TV-Interview vom 22. Oktober).

Stadtplaner Hans-Peter Stolz war damit beauftragt worden, Planvarianten zu erarbeiten (siehe Grafik). Diese stellte Stolz in der jüngsten Stadtratssitzung vor. Der Böschungsbereich zwischen der Straße Zum Meulenwald und dem Sportplatz biete sich für Doppelhäuser oder Geschosswohnungen an, sagte Stolz. Was das ebenerdige frühere Spielfeld angeht, so möchte der Planer den künftigen Bauherren möglichst viel Spielraum lassen. Er könne sich die Bildung von Bauherrengemeinschaften vorstellen, sagte Stolz, die späteren Nutzer sollten ein "Experimentierfeld" bekommen.Anregungen in Trier geholt


Anregungen für eine Bebauung hatten sich die Räte aus Issel und Schweich bei einem Besuch in Trier geholt. "Es geht uns nicht ums Zupflastern", sagte Stadtbürgermeister Lars Rieger. "Normalverdiener sollen in Schweich zu erschwinglichen Preisen bauen können." Das sieht Johannes Lehnert auch so. "Wir wollen es intelligent machen und nicht nur quadratisch, praktisch, gut", sagt der Isseler Ortsvorsteher. Nicht jeder könne es sich leisten, in den Ermesgraben zu bauen, bemerkte Hans-Dieter Natus (SPD).

Bedenken von Anwohnern, dass sich durch eine Bebauung das Parkproblem angesichts der benachbarten Kindertagesstätte (Kita) weiter verschärfen könnte, teilt Natus nicht. Zusätzliche Parkplätze würden eher zu einer Verbesserung der Situation beitragen. Auch der Verlust des sportlichen Freizeitwertes sei zu verschmerzen. "Ich sehe da kaum jemanden, der sich sportlich betätigt."

CDU-Fraktionschef Nils Reh findet es gut, dass durch den Baulandverkauf in städtischer Hand Großinvestoren ferngehalten werden. Einzig Johannes Heinz (CDU) hat Zweifel an dem Baugebiet, das unmittelbar neben der Feuerwehrunterkunft und dem Kindergarten Angela Merici entstehen soll. "Die Planung ist fantasielos und nicht optimal. Es werden künftig 40 bis 50 Autos mehr als jetzt an der Kita vorbeifahren."Stadtratsbeschlüsse


Bei 17 Jastimmen und zwei Enthaltungen fasste der Stadtrat folgende Beschlüsse: Die Planung wird bei Stadtplaner Stolz in Auftrag gegeben, und es wird ein Bebauungsplan mit der Bezeichnung "Sportplatz Issel" aufgestellt. Die aufgezeigten Planvarianten sollen der Öffentlichkeit und den Behörden frühzeitig vorgestellt werden. Ferner soll die Verbandsgemeindeverwaltung Schweich prüfen, unter welchen Voraussetzungen eine Selbstvermarktung erfolgen kann.Meinung

Sozialfreundliche Ansiedlungspolitik
Es ist zwar nur ein kleines Baugebiet, aber dennoch kann die Stadt Schweich mit der Vermarktung des Sportplatzgeländes in Issel ein Zeichen gegen ausufernde Baupreise und das Treiben von Spekulanten setzen. 100 000 Euro für ein kleines Baugrundstück - das ist Wahnsinn, aber leider mittlerweile in Schweich Normalität. Die Stadt könnte es sich einfach machen und schnell abkassieren, indem sie das ganze Gebiet einem Bauträger übergibt. So aber werden die Bauplätze in Eigenregie verkauft und damit günstiger. Es werden zwar keine Schnäppchen herauskommen, aber auch keine Wucherpreise à la Ermesgraben. Zudem sollen die Bauherren ja auch ein Mitspracherecht beim Geländezuschnitt und bei der Planung bekommen. So geht sozialfreundliche Ansiedlungspolitik. a.follmann@volksfreund.de

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