Ist Trier eine smarte Stadt?

Nachhaltig leben - für immer mehr Menschen wird das wichtig. Der Begriff nachhaltig kommt aus der Forstwirtschaft. Vereinfacht gesagt: Es wird nicht mehr Holz gefällt, als nachwächst. Bei der 1992 in Rio verabschiedeten Agenda 21 wurde das Prinzip in die Umwelt- und Entwicklungspolitik übertragen. Wie kann die Menschheit die vorhandenen Ressourcen auf der Erde verantwortungsbewusst nutzen? Die Frage wird seitdem nicht nur in der großen Politik gestellt, sondern auch im Lokalen. In Trier vom gemeinnützigen Verein Lokale Agenda 21 (LA 21). In loser Reihenfolge erklären LA-21-Mitglieder in einem TV-Gastbeitrag, wie sich Nachhaltigkeit konkret in der Region leben lässt. Heute: Uni-Professor Dieter Sadowski.

In der Lokalen Agenda 21 versuchen wir vor allem, das konkrete Engagement der einzelnen Bürger anzuregen. Bisweilen ist es sinnvoll, innezuhalten und die Handlungsspielräume unserer Stadt von außen zu betrachten. Nutzt sie ihre Ressourcen in einer intelligenten, wertschöpfenden Weise?
Wesentliche Ressourcen für uns sind die Menschen, die hier arbeiten, und zwar umso stärker, je besser sie ausgebildet sind. Aber natürlich bilden auch das physische Kapital, etwa die Gebäude, und die Kapazität des öffentlichen Transportnetzes eine Quelle des Reichtums.
Mindestens genauso wichtig wie die Ressourcen selbst ist jedoch der Umgang mit ihnen, ihre Organisation und Nutzung. Gibt es einfallsreiche, weltoffene Unternehmer? Wollen sich die Arbeitnehmer weiterbilden, herrscht ein offener Gemeinschaftssinn? Lässt sich in der Stadt gesund und kulturell anregend leben und gut lernen? Ist die Stadt gut erreichbar? Werden die natürlichen Ressourcen nachhaltig gepflegt?
Und schließlich: Wird die Stadt transparent geführt, und werden die Bürger an der Organisation der sozialen und öffentlichen Dienste beteiligt?
All diese Anforderungen an eine smarte Stadt fasst eine Rangbildung zusammen, die unter www.smart-cities.eu genauer erläutert wird.
Wo steht Trier, wenn man es mit einer Stichprobe anderer europäischer Universitätsstädte mittlerer Größe vergleicht? Nutzt die Stadt ihre Möglichkeiten auf smarte Weise?
Dritter Platz für Trier


Zwei italienische Forscher von den Universitäten Palermo und Cagliari haben nach den Regeln, die heute für so komplizierte Produktivitätsvergleiche gelten, herausgefunden, dass für das Jahr 2008 Trier nach Regensburg und Leicester (England) an dritter Stelle steht und Städte wie Göttingen, Kiel oder Magdeburg in Deutschland oder Enschede und Nijmegen, ja sogar Eindhoven in den Niederlanden hinter sich lässt.
Gleiches gilt für die viel gepriesenen skandinavischen Städte Aarhus (Dänemark) oder Joenkoepping (Schweden).
In einer ähnlichen Untersuchung für das Jahr 2000 landete Trier auch auf einem deutlich besseren Platz als die Stadt Luxemburg.
Möglichkeiten genutzt


Diese Forschungen zeigen, dass Trier aus seinen Möglichkeiten durchaus etwas gemacht hat, zumal manche der Einflüsse etwa des Bildungssystems oder des Finanzausgleichs nicht städtisch beherrscht werden. Wo insbesondere die finanziellen Möglichkeiten ausgereizt sind - "zu arm, um zu sparen" -, braucht es Geschick im Umgang mit den begrenzten Möglichkeiten - und ehrenamtliches, zivilgesellschaftliches Engagement.Extra

Dieter Sadowski ist Professor für Betriebswirtschaftslehre und war bis Ende 2011 Direktor des Instituts für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen in der Europäischen Union (IAAEU) an der Universität Trier. Seit Ende 2012 ist Sadowski Vorsitzender der Lokalen Agenda 21 Trier.

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