Jäger für eine Nacht

Trier-Quint · Jäger auf der Pirsch begleiten und mit ihnen über die Jagd diskutieren: Dieses Angebot des Forstamtes Trier und der Kreisgruppe des Landesjagdverbands haben zwölf Besucher genutzt und einen spannenden Abend im Meulenwald erlebt. Laut Verband ist das Interesse an der Jagd in der Region ungebrochen.

 Austausch mit erfahrenen Jägern: Vor dem Forsthaus Quint erfahren angehende Waidleute, was zur Jagd dazugehört und welchen Nutzen sie hat. TV-Foto: Rolf Lorig

Austausch mit erfahrenen Jägern: Vor dem Forsthaus Quint erfahren angehende Waidleute, was zur Jagd dazugehört und welchen Nutzen sie hat. TV-Foto: Rolf Lorig

Trier-Quint. Kaum ein Thema polarisiert derart wie die Jagd: Für die einen ist die Arbeit der Jäger notwendig, um die Natur im Gleichgewicht zu halten. Die anderen sehen diese Notwendigkeit nicht, lehnen die Jagd aus Gewissens- und ethischen Gründen ab.
Forstdirektor Gundolf Bartmann weiß um diesen Konflikt. Als Leiter des Forstamts Trier wacht er mit seinen Mitarbeitern schon von Amts wegen über die Natur. Das Gebiet ist nicht klein: Es sind die Wälder der Stadt Trier sowie der Verbandsgemeinden Trier-Land und Schweich. Dazu gehört auch der Meulenwald, den der Bund Deutscher Forstleute 2012 zum "Wald des Jahres" kürte (der TV berichtete). Für Bartmann ist das eine Verpflichtung: "Für uns stehen die Hege und Pflege, das Säen und Schützen im Vordergrund. Und dazu gehört auch die Jagd." Auch deshalb hat Bartmann mit der Kreisgruppe Trier-Saarburg im Landesjagdverband Rheinland-Pfalz, die 1000 Mitglieder zählt, zum "Abendansitz mit dem Jäger" in den Meulenwald eingeladen. Zwölf Teilnehmer wollten mit Jägern auf die Pirsch gehen und etwas über Sinn und Zweck der Jagd erfahren.
Frauenquote steigt stetig


Dafür sind zwölf Waidleute zum Forsthaus in Quint gekommen, darunter auch Thomas Grünhäuser, Sprecher der Kreisgruppe, der über die Aktivitäten der Jäger informierte. Laut Grünhäuser gibt es drei wichtige Säulen: die Jungjäger-Ausbildung, das Führen von Hunden, die den Jäger bei der Jagd unterstützen sollen, und das Betreiben eines Schießstands an der Pellinger Straße in Trier. Dort trainieren die Jäger ihre Treffsicherheit: "Denn ein sauberer Schuss ist wichtig für die Jagd", sagt Grünhäuser.
Um den Nachwuchs muss sich der Landesjagdverband keine Sorgen machen. Zwischen 20 und 30 Menschen lassen sich im Kreis jährlich zu Jägern ausbilden. Wobei der Anteil der Frauen in den vergangenen Jahren stetig zugenommen habe - "um etwa ein Drittel", bilanziert Grünhäuser.
Birgit Huels übt seit 25 Jahren die Jagd aus. Die Liebe zur Natur hat sie dazu gebracht: "Nirgendwo sonst kann man die Jahreszeiten so bewusst erleben. Wer sich bewusst aus dem Stress des Alltags ausklinkt, findet zu einer Ursprünglichkeit zurück, die für uns einst völlig normal und natürlich war."
Wie die anderen Jäger schätzt Huels das Naturerlebnis hoch ein: "Wenn wir auf den Ansitz gehen, geht es längst nicht immer um die Jagd. Oft sitzen wir dort und beobachten die Tiere."

Spannende Frühjahre


Besonders spannend ist für sie das Frühjahr, wenn die Jungtiere erste Erfahrungen sammeln. Vor wenigen Tagen erst habe sie auf einer Wiese kleine Füchse und Hasen beobachten können. "Es war deutlich zu sehen, wie die kleinen Füchse Witterung aufgenommen haben. Aber das Spielen war ihnen am Ende wichtiger."
Gegen 22 Uhr kommen die Jäger mit ihren Gästen von den Ansitzen zum Forsthaus zurück. Die Beute ist unterschiedlich ausgefallen: Bei den Gästen reichhaltige und tiefe Einblicke, die ihnen die Jäger gewährt haben. Mager das Ergebnis bei den Jägern, die sich an diesem Abend mit einem Wildschwein begnügen mussten.Extra

Ernst Eck (70), Schweich: "Die Jagd hat mich schon als Kind und Jugendlicher aus der Literatur heraus interessiert. Jetzt, nach meiner Pensionierung, nutze ich solche Gelegenheiten gerne, um mehr über das Thema zu erfahren. Simon Junk (15), Trier: "Das Thema Jagd liegt bei uns in der Familie, viele sind Jäger, schon mein Opa hat gejagt. Deshalb habe ich mich nun ebenfalls für eine Ausbildung zum Jäger entschlossen. Georg Schmidt (15), Trier: "Auch ich werde mich zum Jäger ausbilden lassen. Das lässt sich mit der Schule durchaus vereinbaren. Zweimal wöchentlich sind das jeweils zwei Stunden, dazu kommt die Schießausbildung." Sarah Wirtz (25), Trier: "An der Uni machen wir Genotypisierungen, mit denen wir feststellen wollen, wie hoch das Inzest-Aufkommen beim Rotwildbestand ist. Ab Oktober werde auch ich mich zum Jäger ausbilden lassen." (flo)/TV-Fotos (4): Rolf Lorig

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