Jahresempfang der Kreishandwerkerschaft Trier-Saarburg Das Handwerk steht vor immensen Herausforderungen

Trier/Saarburg · Auch Ausbildung, Umwelt- und Klimaschutz waren Themen beim Jahresempfang der Kreishandwerkerschaft Trier-Saarburg.

 Beim Jahresempfang der Kreishandwerkerschaft  Trier-Saarburg  verliehen Kreishandwerksmeister  Gerd Benzmüller (links) und die Hauptgeschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, Bärbel Schädlich, die goldenen Ehrennadeln für jahrzehntelange ehrenamtliche Arbeit im Handwerk.

Beim Jahresempfang der Kreishandwerkerschaft  Trier-Saarburg  verliehen Kreishandwerksmeister  Gerd Benzmüller (links) und die Hauptgeschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, Bärbel Schädlich, die goldenen Ehrennadeln für jahrzehntelange ehrenamtliche Arbeit im Handwerk.

Foto: TV/Kreishandwerkerschaft Trier-Saarburg

„Corona-Pandemie, Materialengpässe, Flutkatastrophe – diese Themen bewegen uns seit Monaten und stellen das Handwerk vor riesige Herausforderungen. Die Auswirkungen sind fatal und haben uns allen Grenzen aufgezeigt“, so eröffnete Kreishandwerksmeister Gerd Benzmüller seine Rede beim Jahresempfang der Kreishandwerkerschaft Trier-Saarburg.

Benzmüller zeigte sich beeindruckt und dankbar im Hinblick auf die Solidaritätswelle und Unterstützungangebote, die die betroffenen Handwerksbetriebe im Zuge des Hochwassers in der Eifel, an der Ahr und in Trier-Ehrang erreicht haben. Noch immer sei die Hilfsbereitschaft enorm, „allerdings werden die Soforthilfen, so wichtig und richtig sie auch sind, keinesfalls reichen; dafür ist das Ausmaß der Zerstörung zu gravierend.“

Zudem sei es notwendig, dass Soforthilfen – wie der Name schon sage – sofort bei den Betroffenen ankommen und sofort helfen. Dass Novemberhilfen erst im März eintreffen, ist laut Benzmüller inakzeptabel. Auch appellierte der Kreishandwerksmeister an die Politik, hinsichtlich der Versteuerung der Spendengelder nachzujustieren, sodass die Hilfen möglichst vollständig ankommen. Durch Wiederaufbauhilfen sollen Betriebe so schnell wie möglich in die Normalität zurückfinden. Einige Kolleginnen und Kollegen, so Benzmüller, seien jedoch aufgrund des Umfangs ihrer Schäden gezwungen, ihre Betriebe zu schließen. Sie seien „entmutigt, noch mal bei Null anzufangen. Hier müssen wir Mut machen!“

Die Materialengpässe machten allen Bereichen des Handwerks zusätzlich schwer zu schaffen. Durch das Fehlen von Rohstoffen, Vorprodukten und Waren entgehen Betrieben notwendige Umsätze, die gerade nach dem Ende des Corona-Lockdowns dringend benötigt würden. Dazu kämen die stetig steigenden Materialpreise, die zu einer erheblichen Verteuerung beim Bauen führten. Hier sei wiederum die Politik gefragt: „Es muss dringend mit einer Erhöhung der Förderbeiträge nachgesteuert werden. Andernfalls droht ein Einbruch des privaten Wohnungsbaus und der klimapolitisch erforderlichen Sanierungsdynamik“, so Benzmüller.

Zukünftig stehe zudem die Modernisierung von Infrastruktur und Verwaltung im Handwerk an, um den Anforderungen der Digitalisierung gerecht zu werden. Auch bedürfe es der Sicherung der zwingend notwendigen Fachkräfte. Die berufliche Ausbildung müsse attraktiv gemacht werden, nicht zuletzt durch eine stärkere finanzielle Förderung, die die Gleichwertigkeit zur akademischen Bildung hervorhebe. Das Handwerk spiele eine bedeutende Rolle im Voranbringen von Umwelt- und Klimaschutz in Deutschland. „Im Handwerk schreiben wir Umwelt- und Klimaschutz: Alle Techniken und Innovationen, die dafür erforderlich sind, bauen Handwerkerinnen und Handwerker.“ In Zukunft werde beispielweise auch der Bereich Smart-Home und E-Mobility immer stärker werden. Diese Voraussetzungen böten für junge Menschen eine attraktive und vor allem sichere berufliche Perspektive.

Bundesweit gebe es zurzeit 31 000 offene Ausbildungsplätze; im Kammerbezirk Trier seien 500 Stellen noch unbesetzt. Das Handwerk stehe vor „immensen Zukunftsherausforderungen“, so fasst Benzmüller die aktuelle Lage zusammen. 

Professorin Dorit Schumann stellte im Rahmen ihrer Präsidentschaft an der Hochschule Trier und des diesjährigen 50. Jubiläums der Hochschule den Zusammenhang zum Handwerk heraus. Die Hochschule Trier gehört zu den größten Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Rheinland-Pfalz und steht damit, so Schumann, für die „Verzahnung von Wissenschaft und Anwendung“. Im Fokus stünden neben Praxis- und Zukunftsorientierung in erster Linie die Studierenden selbst, die nach der langen Zeit coronabedingter Distanzierung und Einschränkungen nun geradezu nach Aktivität „lechzen“.

In den handwerklich orientierten dualen Studiengängen, wie beispielsweise Maschinenbau, Wirtschaftsinformatik und Elektrotechnik, findet laut Schumann das hochschulische Leitkonzept der Vernetzung von Theorie und Praxis seinen Ausdruck. Dahingehend lud sie die Anwesenden aus allen Bereichen des Handwerks dazu ein, Kontakt zur Hochschule herzustellen und ihren Beitrag zu der anwendungsorientierten Forschung zu leisten sowie den Studierenden die Möglichkeit zur praktischen Anwendung des Erlernten zu geben. So könne eine direkte Verknüpfung zwischen Praxis und Wissenschaft stattfinden, von der beide Seiten profitieren.

Ebenso zentral für die Hochschule seien  die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit, welche sich in dem Aufbau der Studiengänge widerspiegele und die Studierenden somit optimal auch auf die Zukunftsziele des Handwerks vorbereite. Schumann sieht in der starken Kooperation zwischen Hochschule und Kreishandwerkerschaft eine Chance, die Ausbildung anwendungsorientiert und praxisbezogen zu gestalten und damit das Handwerk für junge Menschen sowohl attraktiv als auch zukunftsfähig zu machen.

Ehrung des Ehrenamts Zum Abschluss des Jahresempfangs verliehen Gerd Benzmüller und die Hauptgeschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, Bärbel Schädlich, die goldenen Ehrennadeln für jahrzehntelange ehrenamtliche Arbeit im Handwerk. Auszeichnungen erhielten Bäcker- und Konditormeister Reiner Lind, Karosserie- und Fahrzeugbauermeister Alwin Wagner, Kraftfahrzeugmechanikermeister Helmut Zöllner, Oberstudienrat Helmut Birkel, die Zentralheizungs- und Lüftungsbauermeister Karl-Heinz Lauterbach und Willi Mattes, Schreinermeister Paul Roth, Steinmetz- und Steinbildhauermeister Konrad Schmitt sowie Landrat Günther Schartz.

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