Jahrzehnte auf Zelluloid gebannt
TRIER-ZEWEN. Das Ehepaar Tressel zählt zusammen 160 Jahre. Doch wenn Eduard und Therese aus ihrem Leben erzählen, wirken die beiden 80-Jährigen wie nach einer Verjüngungskur, so lebhaft verstehen sie zu berichten.
"In Zewen hat man früher immer gesagt, wenn eine Kuh kalbt, dann ist Therese Tressel nicht weit", sagt Eduard Tressel. Nachdem der gelernte Schriftsetzer und Monteur bereits viele Jahre bei der Trierischen Landeszeitung (TLZ) gearbeitet hatte, übernahm er als freier Mitarbeiter auch redaktionelle Aufgaben, berichtete über Vereine, Feste und Geschehnisse in der gesamten Umgebung. Seine Frau nahm der rasende Reporter häufig mit, hatte sie doch mit der Fotografie ein Hobby entwickelt, mit dem sie den Texten ihres Mannes bildliche Darstellungen beiseite stellen konnte. Zahllose Bilder sind so entstanden, deren Negative Therese Tressel daheim in der im Badezimmer improvisierten Dunkelkammer entwickelte. "Ich habe mir das alles selbst beigebracht", sagt die Autodidaktin, die die Schwarz-Weiß-Fotos oft unter Zeitdruck fertig stellen musste und sie auch schon einmal mit dem Handfön trocknete, damit sie rechtzeitig in die Redaktion kamen. Spannende Ereignisse, die Therese Tressel auf Zelluloid gebannt hat, waren etwa der Brand der alten Zewener Kirche und der Einsturz der Wände. Die Fotos, die zeigen, wie die Flammen aus dem Kirchendach lodern, hat das Ehepaar Tressel ebenso aufbewahrt wie Aufnahmen von Taufen, Kindergartenkindern, Fronleichnamsprozessionen und anderen Veranstaltungen. Auch viele Wegekreuze, die heute nicht mehr existieren, gibt es in den zahllosen Alben. "Natürlich haben wir Sorge, dass unsere Bilder irgendwann auf dem Müll landen", sagt Eduard Tressel. Der Schatz an Erinnerungen, den die viereckigen Bildchen bewahren, wäre dann unwiederbringlich verloren. Doch weil die Tressels Zewener und im Ort geboren sind und ihn nie verlassen haben, sind sie im ganzen Stadtteil bekannt. Mit Reinhold Zimmer, der im vergangenen Jahr sein Mundartwörterbuch "Zewena Platt - Ees Mottersproach" veröffentlichte, verbindet sie eine langjährige Freundschaft. Eduard Tressel und Zimmer waren Arbeitskollegen bei der TLZ, haben später die Schülerzeitung "Die Feder" der Grund- und Hauptschule über 30 Jahre gemeinsam gestaltet. Zimmers Publikation hat Eduard Tressel einige Beiträge beigesteuert; auch ein Schnappschuss von Therese Tressel ist darin zu finden. So entstand die Idee für ein neues Buchprojekt, in dem das Archiv der Tressels seinen würdigen Platz finden kann. So, wie Therese Tressel immer mit der Kamera dort war, wo es etwas zu sehen gab, war die hilfsbereite Frau auch stets zur Stelle, wenn jemand ihre Unterstützung brauchte. "Ich habe das immer gerne gemacht und mache es noch heute. So lange man es kann, soll man helfen. Man weiß nie, wie es einem selbst später einmal geht", sagt die rüstige 80-Jährige. Ob sie Girlanden für Prozessionen oder Familienfeste bindet, Blut spendet oder Sanitätslehrgänge des Deutschen Roten Kreuzes begleitet, die Frauen- und Müttergemeinschaft seit 1950 als Mitglied und seit 50 Jahren als Fördererin unterstützt, sich bei deren Veranstaltungen einbringt oder sich einfach nur Zeit nimmt für die Nöte und Sorgen ihrer Mitmenschen - Tressel ist bescheiden und will keinen großen Wirbel um ihr Wirken haben. "Für mich ist das selbstverständlich. Ich bin das so von zu Hause, von meinen Eltern, gewöhnt", sagt Tressel. "Die Leute kommen noch heute zu ihr und wollen Rat oder eine Information über früher", berichtet Eduard Tressel vom Engagement und der Beliebtheit seiner Frau. "Wenn etwas ist, geh' bei de Theres'", sagten viele Zewener.