Jazz aus eigener Herstellung

Ausgesuchten Eigenkompositionen hat das "Boston Collective" vor etwa 120 Zuhörern im Trierer Brunnenhof präsentiert. Damit bot das Quintett einen erfrischenden Gegenpunkt zu den vielzitierten Jazzklassikern - der große Wurf gelang ihnen dabei aber nicht.

 „Boston Collective“ im Brunnenhof: Alexander Kuhn und Michael Wochezer (von links) präsentieren ihre eigenen Stücke. TV-Foto: Kim-Björn Becker

„Boston Collective“ im Brunnenhof: Alexander Kuhn und Michael Wochezer (von links) präsentieren ihre eigenen Stücke. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Trier. Entspannte Jazzklänge im Schatten der Porta Nigra: Im Rahmen der Konzertreihe "Jazz im Brunnenhof" haben die fünf Musiker des "Boston Collective" keine abermaligen Interpretationen von Jazzklassikern, sondern durchweg Stücke aus eigener Herstellung präsentiert.

"Lonely Child" beispielsweise stammt aus der Feder des Luxemburger Pianisten Michel Reis. Dessen ausgiebiges Solo oszilliert zwischen Melancholie und Frohsinn, flankiert durch lebendige Einschübe des erfrischenden Tenor-Saxofons von Alexander Kuhn.

In "Elegance" etwa kann Gitarrist Michael Wochezer sein Können unter Beweis stellen, als Bindeglied hält Pianist Michel Weis die fünf Musiker zusammen.

Und seine Dynamik beweist das Quintett bei "There's a Chance of Fate", das langsam beginnt und dessen Tempo und Intensität sich zum Ende hin kontinuierlich steigern.

Gleichwohl verlassen sich die Musiker aber auch allzu oft auf wiederkehrende Bausteine: Musikalische Motive werden ein ums andere Mal bemüht und aneinandergesetzt. Daraus entsteht eine Mischung aus Redundanz und Planbarkeit, die handwerklich nicht zu beanstandenden Kompositionen werden dadurch ein wenig unter Wert verkauft.

Das ist ob der spielerischen Präzision der Musiker aber gleichwohl verzeihlich. Besonders hervorzuheben ist die Leistung des Luxemburger Pianisten Michel Reis, der sich in traumwandlerischer Sicherheit durch die Stücke spielt und ohne Zweifel die dominante Figur des Quintetts ist.

Kennengelernt haben sich die Musiker als Studenten an der renommierten amerikanischen Berklee-Musikhochschule in Boston.

Ihr Zusammenschluss unter dem Namen "Boston Collective" ist für die meisten Musiker aber eher ein Nebenschauplatz: Pianist Weis ist überdies als Solokünstler und mit seinem eigenen Jazztrio unterwegs, Saxofonist Alexander Kuhn reist mit seinen Musikern unter dem Namen "KuhnStoff" herum, und Bassist Axel Kühn hat vor fünf Jahren sein "Kühntett" gegründet.

Extra Die Jazzformation Systematik Endekatet kommt am Donnerstag, 5 August, in den Brunnenhof. Der französische Pianist Matthieu Roffé und seine elfköpfige Band waren bereits bei großen Festivals zu Gast wie dem Montreux-Jazzfestival. Im Brunnenhof spielen sie eigene Kompositionen des Bandleaders. Beginn ist um 20 Uhr, der Eintritt kostet 8 Euro.

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