Jazzfest in Trier: Kühle Temperaturen, südamerikanische Rhythmen

Trier · Der Jazz-Club Trier hat am Wochenende zum 16. Mal zum Jazzfest am Dom eingeladen. Mit täglich 300 Zuschauern war die Veranstaltung wetterbedingt schlechter besucht als in den vergangenen Jahren. Publikum und Veranstalter Nils Thoma finden dennoch Gefallen und feiern mit südamerikanischen Klängen gemeinsam gegen die Kälte an.

"Ich hätte gerne mein Kokosnusskostüm angezogen, aber leider reicht dafür das Wetter nicht", scherzt Sänger Lorenzo Mastrocesare am Samstagabend nach der Performance des aus dem Dschungelbuch bekannten Hits "I Wanna Be Like You". Einige der Zuschauer verfallen in fröhlichen Singsang. Andere schwingen das Tanzbein zum Evergreen der Rhythm-and-Swing-BigBand im südamerikanischen Gewand.
Die Dämmerung ist fortgeschritten, und viele der am Domfreihof postierten Bierbänke sind mittlerweile freigeworden. Die Stimmung der gebliebenen Zuhörer befindet sich im Spannungsfeld zwischen musikalischer Verzückung und Unmut über die Temperaturen von fünf Grad.
"Meine Bilanz fällt - angesichts des Wetters - gut aus. Denn trotz der Kälte sind erstaunlich viele Menschen gekommen", resümiert Nils Thoma (56), der Veranstalter des Jazzfests am Dom und Leiter der Rhythm-und-Swing-BigBand. Mit täglich etwa 300 Zuschauern, darunter vielen Familien, ist das diesjährige Jazzfest deutlich schlechter besucht als die Jahre zuvor. Thoma berichtet von bis zu 2000 Zuschauern in der Vergangenheit.
Unzufrieden ist er trotzdem nicht. Nach 16 Jahren Erfahrung beim Jazzfest - inklusive eines Abbruchs wegen Unwetters - weiß er die kleine Wetterflaute einzuordnen.
"Ich komme bereits seit 13 Jahren her, mich reizt neben der Musik das Ambiente vorm Dom", erklärt die Konzerin Dagmar Serovy (46) und lässt ihren Blick von der strahlenden Bühne zum 112 Meter hochragendem Turm des Doms schweifen.
Währenddessen setzt Dirigent Nils Thoma zum Solo mit der Klarinette an, die 21-köpfige BigBand spielt zum Hit "Feeling Good". Noch während des Applauses für seine Einlage schnappt er sich das Saxofon und schmettert beeindruckende Tonstafetten in die Menge. Es folgen weitere Instrumentalisten.
"Mir gefällt das breite Spektrum von Jazz bis Pop. Und ich finde gut, dass es kostenlos ist", würdigt Studentin Allegra Prädel (23) aus Trier die Auftritte der 15 verschiedenen Musikgruppen, die auf Gagen verzichteten.
Thoma selbst lobt besonders die vielen Schul-Bigbands, darunter die Bigband des Friedrich Wilhelm Gymnasiums. "Diese Formationen spielen alle auf herausragendem Niveau - und wir hoffen natürlich, dass die nächste Generation den Jazz am Leben erhält!" Für Bernhard Nink, Leiter der FWG-Bigband, ist es das letzte Jazzfest am Dom, er wird in Pension gehen.
Auch in den nächsten Jahren soll das Jazzfest am Dom wieder stattfinden - vielleicht dann wieder bei milderen Temperaturen.

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